Atomwaffen A-Z

Pakistan baut Atomarsenal aus

Bericht in Bulletin of Atomic Scientists

Trotz seiner politischen Instabilität erweitere Pakistan kontinuierlich seine nuklearen Kapazitäten, laut Bulletin of Atomic Scientists. Pakistan verfüge über das weltweit am schnellsten wachsende Atomarsenal. Das Ausmaß des Arsenals wird auf 90-110 Nuklearsprengköpfe geschätzt – im Jahr 2009 waren es geschätzte 70-90. 1999 prognostizierte der US-amerikanische Militärgeheimdienst, dass Pakistan bis 2020 über 60-80 Sprengköpfe verfügen werde – eine Zahl, die Pakistan vermutlich schon im Jahr 2006 oder 2007 erreicht hätte. Sollte die Expansionsrate anhalten, befürchtet man, dass Pakistans Atomwaffenarsenal in den nächsten zehn Jahren geschätzt 150-200 Sprengköpfe enthalten könnte – eine Zahl, die vergleichbar ist mit dem zukünftigen britischen Nukleararsenal.

Zur Zeit baut Pakistan an zwei neuen Reaktoren zur Plutoniumproduktion und einer neuen Wiederaufbereitungsanlage, die die Herstellung von mehr Brennstoff für Atomwaffen ermöglicht, und entwickelt ein neues Trägersystem. Die Erweiterung der pakistanischen atomaren Kräfte beinhalten auch eine neue nuklearfähige Mittelstreckenrakete, die Entwicklung von zwei neuen nuklearfähigen Kurzstreckenraketen und zwei neuen nuklearfähigen Marschflugkörpern.

Ende 2010 schätzte das International Panel on Fissile Materials (Internationales Gremium für spaltbares Material) die pakistanischen Bestände auf ca. 2.600 Kg hoch angereichertes Uran (HEU) und ungefähr 100 Kg waffenfähiges Plutonium. Das ist genug, um 160-240 Sprengköpfe zu produzieren – vorausgesetzt, dass jeder Sprengkopf entweder 12-18 Kg HEU oder 4-6 Kg Plutonium enthält. Es ist schwierig, die genaue Anzahl der pakistanischen Sprengköpfe zu schätzen, da sie neben der Menge des produzierten spaltbaren Materials unter anderem auch von der Produktionsrate, Zahl der einsatzfähigen nuklearfähigen Trägersysteme, der gewünschten Sprengkraft und der Kompetenz der Wissenschaftler bei der Sprengkopfgestaltung abhängt. Man muss außerdem beachten, dass nicht alles an spaltbarem Material für Sprengköpfe genutzt wird, zumal Pakistan nicht über ausreichend Transportfahrzeuge verfügt, um 160-240 Sprengköpfe unterzubringen.

Pakistan ist im Moment dabei, zwei weitere Reaktoren (Khushab-III und Khushab IV) zu bauen. Sobald diese betriebsbereit sind, könnte die jährliche Plutoniumsproduktion der Khushab-Anlage von 12-24 Kg verdoppelt werden. Die derzeitige Jahresproduktion ist ausreichend für den Bau von drei bis sechs Atombomben – einen niedrigen bis mittleren Kenntnisstand der Wissenschaftler und eine Sprengkraft von 10 Kilotonnen vorausgesetzt. Allerdings wird es sehr wahrscheinlich noch Jahre dauern, bis Khushab-IV fertig gestellt ist.

Der US-Einsatz, bei dem Osama bin Laden getötet wurde, warf außerhalb Pakistans die Frage auf, ob Pakistans Arsenale vor möglichem Diebstahl durch Terroristen sicher seien; innerhalb Pakistan wuchs die Sorge, dass die Arsenale womöglich nicht vor einem US- oder indischen Einbruch sicher seien. Es ist nicht klar, wie genau die pakistanischen Atomwaffen geschützt werden und welche Vorkehrungen sie in Bezug auf eine „Nutzungs-Kontrolle“ haben. Es wird allerdings vermutet, dass sie über Grundvorkehrungen gegen unautorisierte Verwendung verfügen. Die USA haben Pakistan Hilfe bei der Sicherung der Atomwaffen angeboten und Pakistan erhielt in den letzten Jahren Millionen von Dollar zur Verbesserung der nuklearen Sicherheit; von offizieller Seite heißt es hingegen, die USA spielten „keinerlei Rolle“ bei der Absicherung der Arsenale. af (Quellen: Bulletin of Atomic Scientists Juli/August 2011; Global Fissile Material Report 2010, IPFM)

Stand: Juli 2011

Hintergrund

Der Konflikt mit Indien

Pakistan hat drei Kriege mit Indien geführt: 1947 und 1965 jeweils um Kaschmir, der dritte im Jahr 1971 endete mit der Abspaltung Ost-Pakistans, dem heutigen Bangladesch.

Zentrales Problem der Beziehungen zwischen Pakistan und Indien ist der Kaschmirkonflikt, der auf die Teilung des Subkontinents im Jahr 1947 zurückgeht. Pakistan erkennt weder den Beitritt Jammus und Kaschmirs zur indischen Union im Jahr 1947, noch die seit dem ersten Krieg im gleichen Jahr bestehende de facto-Aufteilung auf beide Staaten an und fordert einen Volksentscheid in Kaschmir. Dabei beruft sich Pakistan auf die Resolutionen der Vereinten Nationen aus dem Jahre 1948. Für Indien hingegen steht der Anschluss Jammus und Kaschmirs an Indien nicht zur Disposition. Es beruft sich auf das Abkommen von Shimla aus dem Jahr 1972. In diesem ist festgelegt, dass alle Streitfragen bilateraler Art einschließlich des Kaschmirproblems allein durch bilaterale Verhandlungen zu lösen sind.

Bei einem Gipfeltreffen am 6. Januar 2004 in Islamabad vereinbarten Präsident Musharraf und Ministerpräsident Vajpayee, einen Dialogprozess über alle bilateralen Streitpunkte einschließlich Kaschmir einzuleiten. Eine Reihe vertrauensbildender Maßnahmen wurde bereits beschlossen (Verkehrsverbindungen, Visa-Erleichterungen), zur Debatte stand außerdem erstmals seit den 1950er Jahren eine Busverbindung zwischen den beiden Teilen Kaschmirs. (XH)

Bearbeitungsstand: Juni 2005

Hintergrund

Atomkrieg aus Versehen?

Da die Flugzeit einer mit einem Atomsprengkopf bestückten Rakete von Indien nach Pakistan und umgekehrt nur drei bis fünf Minuten beträgt, ist die Gefahr eines irrtümlich ausgelösten Atomkrieges zwischen den Nachbarstaaten sehr hoch. Durch die getrennte Lagerung der Atomsprengköpfe von ihren Trägersysteme wird diese Zeit um etwa eine weitere Stunde verlängert..

Aufgrund der kurzen Zeitspanne und der Größe des Arsenals, die auf einen Schlag möglicherweise zerstört werden könnte, ist auch die Gefahr eines Erstschlags erhöht. Ein Frühwarnsystem existiert nicht. Die Regierungen würden erst von einem Angriff erfahren, wenn die Atompilze bereits zum Himmel stiegen. Daher haben die Verantwortlichen die Finger quasi immer "auf dem Knopf" - stets bereit, den Befehl für einen Raketenstart zu geben. Um das Risiko eines Atomwaffenunfalls in der Region zu begrenzen, haben Pakistan und Indien im Februar 2007 haben einen Vertrag über Nuklearwaffensicherheit unterzeichnet.

Die Folgen eines Atomkrieges zwischen Indien und Pakistan – sei er aus Versehen oder Absicht – sind 2002 von einigen Gruppen eingeschätzt worden, als Indien und Pakistan am Abgrund eines Atomkrieges standen. „Bombing Bombay“, eine Studie des indischen Wissenschaftlers M.V. Ramana für das Institut für Wissenschaft und internationale Sicherheit in Washington D.C., berechnet die Opferzahlen eines Abwurfs von jeweils fünf 15-Kilotonnen-Atombomben auf Städte in beiden Ländern. Demnach würden in Indien ca. 2,6 Millionen und in Pakistan ca. 1,8 Millionen Menschen sterben. Weitere 1,5 Millionen würden schwer verletzt. Spätfolgen durch die Zerstörung der Infrastruktur, des Gesundheitssystems und durch das vermehrte Aufkommen von Krebs wurden dabei nicht berücksichtigt.

Ein Krieg zwischen Indien und Pakistan, in dem 100 Atombomben der Größe von Hiroshima (15 Kilotonnen) in den großen Städten beider Länder gezündet worden wären, würde zudem dazu führen, dass 5 Millionen Tonnen Rauch in die Stratosphäre geschleudert und sich schnell über die gesamte Welt verteilen würden. Eine Rauchschicht, die über viele Jahre Bestand hätte, würde sich über beiden Hemisphären bilden und das Sonnenlicht daran hindern, an die Erdoberfläche zu gelangen. Ein Jahr später würden die Temperaturen in den Anbaugebieten Eurasiens und Nordamerikas um mehrere Grad fallen. Gleichzeitig würde sich die Anbausaison um bis zu 30 Tage verkürzen und weltweit eine Verminderung des Niederschlages um 10 % auftreten. 20 Millionen Menschen würden unmittelbar durch die Auswirkungen der Waffen sterben, was der Hälfte der getöteten Menschen im 2. Weltkrieg entspricht. Medizinische Experten meinen, dass die anschließende Nahrungsmittelknappheit zum Tod mehrerer hundert Millionen Menschen führen würde, die heute bereits auf Nahrungsmittelimporte angewiesen sind. (Siehe auch „neue Erkenntnisse“ im Kapitel Wissen | Atombombe | Klimaveränderungen] (XH)

Abbildung der Temperaturveränderungen weltweit im Sommer des Folgejahres nach einem Atomkrieg zwischen Indien und Pakistan mit insgesamt 100 Atombomben (Hiroshima-Größe). Klick auf das Bild für einen Großansicht.

Quelle: Kanter, A. und Helfand, I: Folgen eines "begrenzten" Atomkrieges, IPPNW, 9. April 2008, Abbildung 2

Bearbeitungsstand: April 2008

Hintergrund

Die Geschichte des Atomprogramms

Fast alles, was Pakistan im Atombereich unternimmt, ist aus dem Wunsch heraus entstanden, Indien militärische Macht entgegen zu halten. Pakistans Atomenergiekommission (PAEC) begann seine Arbeit 1954. Der erste Forschungsreaktor ging 1965 in Betrieb und das erste „zivile“ Atomkraftwerk 1970.

Von Anfang an kämpfte das pakistanische Atomprogramm mit Personalproblemen. Da Pakistan über zu wenig ausgebildete Wissenschaftler verfügte, entsandte die Atomenergiekommission mehr als 600 Wissenschaftler und Ingenieure zur Ausbildung in die USA, Kanada und nach Westeuropa. Mitte der sechziger Jahre wurde Pakistan dank der großzügigen Hilfe der Länder, die auch Indien unterstützten, stolzer Besitzer mehrerer Atomforschungslabore.

Nach dem Krieg mit Indien im Jahr 1965 drängten viele Politiker, Journalisten und Wissenschaftler auf die Entwicklung eigener Atomwaffen für Pakistan. Der größte Befürworter war Außenminister Zulfikar Ali Bhutto. Wenn Indien eine Atombombe entwickelt, so würde Pakistan mitziehen,  "auch wenn wir Gras oder Blätter essen oder hungrig bleiben müssen". Pakistan verlor den Krieg von 1971 und Bhutto wurde Premierminister. 1972 rief er ein Treffen pakistanischer Wissenschaftler zusammen, um über die Atomwaffenentwicklung zu sprechen.

Zuerst versuchten die Wissenschaftler Wiederaufbereitungsanlagen von Frankreich und Belgien zu kaufen. Frankreich war bereit zu verkaufen, wurde jedoch von den USA unter Druck gesetzt, sodass es schließlich ablehnte. Doch einige Wissenschaftler schafften es, eine Ausbildung in Wiederaufbereitungs-Technologie in Belgien zu bekommen. Nach ihrer Rückkehr nach Pakistan in den frühen achtziger Jahren bauten sie eine kleine Wiederaufbereitungsanlage. Mit abgebrannten Brennelementen aus einem Atomreaktor kann diese Anlage genug Plutonium für zwei bis vier Atomwaffen jährlich herstellen.

Als zweite Methode untersuchten die pakistanischen Wissenschaftler Uran- Anreicherungstechniken. Das Wissen dazu brachte der Experte in Metallurgie und späterer Chefkonstrukteur der pakistanischen Atomwaffen, A. Q. Khan, aus einer Anreicherungsanlage in den Niederlanden mit. Zudem hatte er geheime Entwürfe und Lieferantenlisten von Komponenten aus Westeuropa mitgenommen. Viele Firmen waren tatsächlich bereit, gegen Exportgesetze zu verstoßen. 1979 wurde eine kleine Menge Uran erfolgreich angereichert, seitdem stellt Pakistan jährlich genug hochangereichertes Uran (HEU) her, um vier bis sechs Atomwaffen zu bauen.

Seit der Aufdeckung der Weitergabe von Informationen und Materialien zum Bau von Atomwaffen aus Pakistan an Nordkorea, Iran, Libyen und einen vierten bisher ungenannten Staat durch A.Q. Khan, dem so genannten Vater der pakistanischen Atombombe, wird Pakistan durch die internationale Gemeinschaft zu vollständiger Aufklärung aufgefordert. Der damalige Präsident Musharraf hatte die Bereitschaft zur Weitergabe von Informationen zugesagt und versichert, lückenlose Kontrollen geschaffen zu haben, die jede weitere Proliferation aus Pakistan verhindern.

Pakistan erhielt von China Materialen und Informationen über den Bau einer Atombombe. Das geht aus einem im September 2009 veröffentlichten Brief von Abdul Q. Khan aus dem Jahr 2004 hervor. Darin schrieb er seiner Frau, die Chinesen hätten Pakistan Zeichnungen einer Atomwaffe, 50 kg angereichertes Uran, 10 Tonnen UF6 (Natur) und 5 Tonnen UF6 (um 3% angereichert) geliefert. Der Brief impliziert zudem, dass die Weitergabe von Zeichnungen und Technologie an den Iran vom damaligen Premier Zulfikar Bhutto abgesegnet gewesen sei.

Ein Gericht in Lahore hat unterdessen die pakistanische Regierung im August 2009 aufgefordert, die anhaltende Überwachung des Nuklear-Wissenschaftlers Abdul Q. Khan zu beenden. Khan stand seit 5 Jahren unter Hausarrest, seit Februar 2009 hätte er sich eigentlich wieder uneingeschränkt innerhalb Pakistans bewegen dürfen, wurde aber weiterhin von Polizei und Armee bewacht. Khan hatte in den 90er Jahren Informationen und Technologie an den Iran, Nordkorea und Libyen weitergegeben. (XH)

Bearbeitungsstand: August 2009

Hintergrund

Die Sicherheit des Arsenals

Insbesondere wegen des Kriegs in Afghanistan und der Unterstützung für die Taliban durch Teile der pakistanischen Bevölkerung, bereitet die Sicherheit der pakistanischen Atomwaffen der Welt große Sorgen. Die Atomsprengköpfe haben kein elektronisches Code-Sicherungssystem zur Schärfung der Gefechtsköpfe (PAL), wie man es von den US-amerikanischen und russischen Atomwaffen kennt. Lieutenant-General Kidwai, Leiter der pakistanischen strategischen Planungsdivision, behauptete jedoch im Mai 2006, dass eine „ähnliche Kontrolle“ in den Waffen eingebaut wurde. Zwei oder drei Menschen müssten die Startcodes bestätigen, bevor eine Waffe scharf werde. Im Februar 2008 bestätigte er, dass mehr Sicherheit bei allen atomaren Anlagen zur Herstellung von Atomwaffen, Waffen und in der Kommandostruktur durch „moderne Technologie“ und verbesserte Kontrolle des Personals eingerichtet worden sei. In "Friedenszeiten"  soll das Spaltmaterial aus Uran nicht in den Sprengköpfen montiert sein, Bombengehäuse und Spaltmaterial sollen an zwei voneinander getrennten Orten aufbewahrt werden. Tatsächlich kann dieser Minimalschutz aber in kurzer Zeit aufgehoben werden.

Trotz allen Maßnahmen gibt es über die Sicherheit des pakistanischen Atomarsenals mehr Kopfzerbrechen als bei allen anderen Atomwaffen-Staaten. Das wahrscheinlichste Schreckens-Szenario ist ein „Insider“, der mit einer terroristischen Gruppe zusammenarbeitet. Beispielsweise wurde bereits mehreren pakistanischen Wissenschaftlern vorgeworfen, Atomgeheimnisse und nukleares Material an Terroristen weiter gegeben zu haben. Zwei hochrangige Wissenschaftler, die früher in der PAEC arbeiteten, wurden verhaftet und über ihre Verbindungen zu Al Qaida verhört. Beide sind Experten für Plutoniumtechnologie und angeblich sympathisieren beide mit den Taliban.

Ein zweites Szenario ist ein Angriff der Taliban auf eine Nuklearanlage oder gar die Abzweigung von Komponenten einer Atomwaffe. Zwar hilft die getrennte Lagerung von Sprengladungen und Trägersystemen, einen Atomkrieg aus Versehen zu verhindern, einen Diebstahl begünstigt es jedoch. Wenn die Waffen unmontiert - also in getrennten Teilen - gelagert sind, besteht erhöhte Gefahr, dass unautorisierte Menschen an diese Teilen gelangen können. Werden während einer Krise die Atomwaffenkomponenten dann zueinander transportiert, ist die Diebstahls-Gefahr auf dem Weg viel größer, als wenn sie in einem gut bewachten Lager blieben.

Ende 2007, Anfang 2008 erreichten die Ängste um Pakistans Atomarsenal einen Höhepunkt. Im November 2007 hatte Benazir Bhutto die Kontrolle des Präsidenten über die Atomwaffen in Pakistan wegen der Instabilität des Landes in Frage gestellt. Auch in den USA argumentierten manche Experten und Militärs, dass die Befehlsstrukturen zwischen dem militärischen Oberbefehlshaber, dem Premierminister und dem Präsidenten in Pakistan nicht stabil seien. Der Leiter der IAEO Mohamed El Baradei äußerte sich besorgt, Radikale könnten die Macht in Pakistan an sich reissen und damit an Atomwaffen gelangen. In dem Magazinen New Yorker und der Times of India wurde von Plänen der CIA und der US-Streitkräfte berichtet, Pakistans Atomwaffen außer Gefecht zu setzen, falls das Regime in Pakistan zusammenbräche.

Dennoch schienen die Geheimdienste ein anderes Bild zu haben. Der ehemalige US-Vizeminister für Auswärtiges Richard Armitage sagte im November 2007 in einem Interview, es sei unwahrscheinlich, dass die USA bei einer Krise in Pakistan militärisch intervenieren würden, da „wir viel Zeit mit den pakistanischen Militärs verbracht, mit ihnen geredet und an der Sicherheit ihren Atomwaffen gearbeitet haben. Ich glaube, die meisten Beobachter würden sagen, sie sind relativ sicher. Sie haben ziemlich hoch entwickelte Mechanismen, um ihre Sicherheit zu schützen“. Im Dezember 2008 sagte ein Pentagon-Sprecher, es gäbe “momentan keinen Grund zur Sorge über die Sicherheit“ des pakistanischen Atomwaffenarsenals.(XH)

Bearbeitungsstand: Dezember 2008

Hintergrund

Atomwaffendoktrin

Pakistans Nukleardoktrin wurde niemals formell veröffentlicht. Sie fokussiert auf eine „Minimalabschreckung“, vor allem um einen Angriff aus Indien zu verhindern. Medienberichten zufolge hat Präsident Zardari im Dezember 2008 einschneidende Reformen der pakistanischen Sicherheitspolitik angekündigt, u.a. die Aufgabe der bisherigen Nukleardoktrin. Darin hatte sich Pakistan die Option eines atomaren Erstschlages vorbehalten, für den Fall eines konventionellen Angriffes des übermächtigen Nachbarn Indien. Zadari kündigte nun an, dass von Pakistan aus kein atomarer Erstschlag gegen Indien erfolgen würde. Diese Nachricht wurde gleichwohl mit Skepsis aufgenommen, da berichtet wurde, dass die pakistanischen Militärs anderer Meinung seien. Diese überraschende Wende wird von Beobachtern mit den aktuellen Verhandlungen mit dem Internationalen Wirtschaftsfond (IWF) in Verbindung gebracht. Pakistan leidete derzeit unter einer schweren Wirtschaftskrise und stand zudem kurz vor dem Staatsbankrott, so dass es dringend Geld benötigt. (XH)

Bearbeitungsstand: Dezember 2008

Hintergrund

Internationale Verträge

Pakistan hat weder den Atomwaffensperrvertrag noch den Atomteststoppvertrag unterzeichnet. Angeblich ist Pakistan bereit, seine Atomwaffen aufzugeben, wenn Indien es auch tut. Das Land hat Einwände gegen einen Herstellungsstopp für spaltbares Material (Fissile Material Cut-off), weil die Frage der gelagerten Materialien noch nicht geregelt ist. Sollte es bei den jetzigen Zustand der Vorräte bleiben, hätte Indien einen Vorteil. Pakistan setzt sich auch dafür ein, dass der Herstellungsstopp verifiziert wird. (XH)

Bearbeitungsstand: Oktober 2009

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