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US-Präsident will Nuklearstreitkräfte ausbauen

27.02.2017

In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters erklärte US-Präsident Donald Trump seine Absicht, das russische Atomwaffenarsenal überholen zu wollen: „Solange Staaten Atomwaffen besitzen, müssen wir im Rudel ganz oben stehen“ sagte er. Seiner Meinung nach seien die USA im Wettrüsten zurückgefallen.

Eine neue Atomwaffendoktrin gibt es jedoch noch nicht, nur solche Äußerungen. Kurz vor Weihnachten hat Trump in einem Tweet geschrieben: „Die USA müssen ihre nuklearen Fähigkeiten erheblich verstärken und ausbauen, bis die Welt in Sachen Atomwaffen zur Vernunft kommt“. Ende Januar sprach er mit Russlands Präsident Putin am Telefon und bezeichnete dabei angeblich den Neuen START-Vertrag als „schlechten Deal“.

Viele ExpertInnen und Medien werten diese Äußerungen aus und kommen zu unterschiedlichen Schätzungen. Allerdings sind sie in einer Sache einig: Solche Worte sind gefährlich und können ein neues Wettrüsten lostreten.

Die Zahlen sprechen auch eine klare Sprache: Laut SIPRI und der Federation of American Scientists hat Russland rund 200 Atomsprengköpfe mehr als die USA. Aber diese Zahl fällt kaum ins Gewicht, wenn man die Gesamtzahl der beiden Staaten anschaut: 13.800. Auch bei den stationierten und einsatzbereiten Atomwaffen ist der Unterschied derselbe: die USA haben 1.740 und Russland 1.950. Beide Staaten halten viele Atomwaffen in Reserve, die nicht auf Raketen montiert sind oder woanders als die Trägersysteme gelagert werden: Die USA haben 2.260 und Russland 2.350. Zudem gibt es unter den bilateralen Abrüstungsverträgen welche, die auf ihre Eliminierung warten: Hier haben die Russen weniger mit 2.700 Stück, die USA haben 2.800.

Also da, wo der Unterschied am Größten ist, bei den strategischen Atomwaffen, die einsatzbereit sind, haben die USA und Russland sich im Neuen START verpflichtet, die Zahl der strategischen Sprengköpfe beidseitig auf 1.550 und die Trägersysteme auf 800 zu reduzieren. Möglich ist, dass Trump das Abkommen für schlecht hält, weil nicht alle Atombomben gezählt werden. Die Zahl der Sprengköpfe für Langstreckenbomber ist nicht realistisch, da nur eine Bombe pro Flugzeug unter dem Neuen START gezählt wird, obwohl sie mehr tragen können. Damit liegt die Zahl der russischen Atombomben für Langstreckenbomber eventuell 10x höher als unter dem Abkommen vorgesehen. Aber mit den US-amerikanischen Atombomben verhält es sich genauso.

Den allergrößten Unterschied gibt es bei den taktischen oder nichtstrategischen Atomwaffen, wobei auch hier der Vergleich mühsam ist. Die USA haben 500 B-61-Atombomben, wovon 180 in Europa stationiert sind und bald durch neue Modelle ausgetauscht werden. Die 468 alten Atombomben für die Raketenabwehr und Luftverteidigung Moskaus zählen zu den nichtstrategischen Atomwaffen sowie noch 760 seegestützte Marschflugkörper, Torpedos, Anti-U-Bootwaffen und Wasserbomben. Tatsächlich taktische (im Sinne von Gefechtsfeld) -Atomwaffen zählen rund 600. Auch ist die Einsatzbereitschaft unterschiedlich: In Russland sind alle taktischen Atomwaffen zentral gelagert, wo hingegen die US-Atombomben in Europa in unmittelbarer Nähe des Flugzeugträgers unterirdisch aufbewahrt werden.

Somit ist es  Erbsenzählerei, bis jemand tatsächlich wieder über die Folgen des Einsatzes dieser Waffen redet. Dann kann man auch ad absurdum diskutieren, denn der Einsatz nur eines Bruchteils der bestehenden Atomwaffen würde Milliarden Menschen betreffen und den Planeten aus den Fugen geraten lassen. Deswegen wurde eine Initiative im Rahmen der UN angestoßen, Atomwaffen für völkerrechtswidrig zu erklären. xh (Quellen: Reuters, FAS, SIPRI)

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