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USA | Modernisierung

Wie sicher ist hochsicher?

System des Kommandozentrums der US-amerikanischen Atomstreitkräften

05.11.2019

„Floppy Disks“ sind 8 – Zoll Disketten, die gegen Ende des 20. Jahrhunderts als Datenträger genutzt worden sind. Obwohl die Technik heutzutage eigentlich überholt ist und deswegen schwer zu ersetzen und reparieren, ist das System des Kommandozentrums der US-amerikanischen Atomstreitkräften bis vor kurzen auf den 50 Jahre alten Disketten und den dazugehörenden Computern gelaufen.

„Es gibt keine höhere Priorität für die nationale Verteidigung, als das Erneuern der nuklearen Strategischen Triade und den Erhalt der von ihr getragenen Sprengköpfe“, erklärte das Pentagon in 2018. Eine Modernisierung des US-amerikanischen Atomwaffenprogramms begann bereits unter Präsident Barack Obama und ist von der Trump Regierung weitergeführt worden. 1.7 Billarden US-Dollar wird diese Erneuerung kosten, die mit Hinweis auf die Notwenigkeit der anhaltenden nuklearen Abschreckung begründet wird.

Das „Strategic Automatic Command and Control System (SACCS)“ (dt. Strategisches Automatisiertes Befehls- und Kontrollsystem) dient zur Koordination des US-amerikanischen Atomwaffenprogramms. Es ist zuständig für die Kommunikation zwischen der nuklearen Kommandozentrale und nuklearen Streitkräften und weiteren offensiven und defensiven Streitkräften weltweit. Das bedeutet beispielsweiße die Kommunikation von Einsatzstatus, Warnungen oder strategischen Neuplanungen.

2016 wurde im Rahmen einer Rechnungsprüfung auf das System aufmerksam gemacht, da für die Wartung des Systems ein Großteil des IT-Budgets für 2017 angegeben war. Grund dafür ist, dass das System auf einem IBM-Computer der Serie 1 lief und  „Floppy Disks“ bestückt war. Dieser Computer und die Floppy Disks sind aus den 70er Jahren, welche zunehmend schwierig zu ersetzen und zu reparieren gewesen sind.

Im Rahmen der Modernisierung des US-Atomwaffenprogramms sind Juni 2019 die Floppy Disks ersetzt worden. Laut Lt. Col. Jason Rossi, Kommandant des 595. Geschwaders der US-Luftwaffe für Strategische Kommunikation, welches für das SACCS zuständig ist, sind die Floppy Disks durch eine „hochsichere digitale Festkörperspeicherlösung“ ausgetauscht worden. Was genau diese Speicherlösung bedeutet und was sie dabei so sicher macht ist unklar. Das SACCS bleibt weiterhin in Betrieb, ob weitere Teile der Hardware, wie die 50 Jahre alten IBM-Computer erneuert worden sind, bleibt ebenfalls unklar.

Die Oberste Rechnungskontrollbehörde der US-Regierung veröffentlichte im Oktober 2018 einen Bericht über Cyber-Schwachstellen in vom US-Verteidigungsministerium entwickelten Waffensystemen. Hacker der Behörde testeten die Systeme und konnten aufgrund der Schwachstellen „zum Großteil unbemerkt die Kontrolle über die Systeme übernehmen.“  Das 595. Geschwader der US-Luftwaffe für Strategische Kommunikation, hat bisher in Bezug auf das SACCS aufgrund der veralteten Hardware keine Auseinandersetzung mit IT-Sicherheit haben müssen. „Man kann kein System hacken, dass keine IP-Adresse hat“ lautet das Argument von Rossi. Im Angesicht der Aktualisierung des Speichers und eventuell weiteren Teilen der Hard- und Software des SACCS ist unklar, ob dies immer noch zutrifft und wenn nicht, welche IT-Sicherheitsmaßnahmen getroffen worden sind. mlo

(Quellen: APS Physics, C4ISRNET, Die Zeit, FAS, New York Times, Nuclear Arms and Profileration)

Bild oben: Das originale IBM-Computersystem. Foto: Alberto D'Ottavi / CC 2.0
 

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