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Raketenabwehr

Die Forschung auf dem Gebiet der Raketenabwehr hat in den USA wie in der Sowjetunion unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begonnen. Bis in die fünfziger Jahre wurden in den USA die Bemühungen auf diesem Gebiet nicht priorisiert; erste Fortschritte bei der Entwicklung von Langstreckenraketen in den USA und der Sowjetunion führten zu einem verstärkten Engagement bei der Entwicklung eines Raketenabwehrsystems.

Nach der Amtsübernahme Richard Nixons 1968 wurde die Raketenabwehr auf den Schutz der US-amerikanischen Abschreckungskapazitäten fokussiert und erhielt den Namen „Safeguard“. Im November 1969 begann die erste Runde der Strategic Arms Limitation Talks (SALT 1), in dessen Verlauf es 1972 zum Abschluss des Anti-Ballistic Missile (ABM)-Vertrages kam. Zusammen mit dem Zusatzprotokoll von 1974 sah er das Verbot des Aufbaus nationaler Abwehrsysteme gegen ballistische Raketen vor. Ausgenommen waren eine bodengestützte Abwehranlage entweder zum Schutz der entsprechenden Hauptstadt oder zum Schutz einer Anlage von Interkontinentalraketen.

Eines der Hauptziele seit 1976 bestand darin, Abfangraketen zu entwickeln, die ohne nuklearen Sprengkopf operieren würden. Ein Teilerfolg gelang Anfang der 80er Jahre mit dem Home Overlay Experiment (HOE), bei dem die Sensor- und Richtungs-/Orientierungstechnologie entwickelt wurde, mit der ein anfliegender Sprengkopf durch die physische Kollision mit der Abfangrakete zerstört werden kann.

Die Strategic Defense Initiative (SDI) wurde 1993 in das Programm Ballistic Missile Defense (BMD) umbenannt. Im September 1993 erschien der Bottom-Up Review (BUR) des US-Verteidigungsministeriums, der ein dreiteiliges Raketenabwehrsystem vorsah:

  • Zum einen wurde der Raketenabwehr auf dem Gefechtsfeld (TMD) mit finanziellen Zuwendungen in Höhe von 12 Mrd. US-Dollar in den nachfolgenden fünf Jahren Priorität eingeräumt;
  • zum zweiten ein nationales Raketenabwehrprogramm mit einem Budget von 3 Mrd. US-Dollar über fünf Jahre, das sich darauf konzentrieren sollte, die Zeit bis zum Einsatz des Raketenabwehrsystems zu verkürzen;
  • und drittens ein Technologieprogramm, das mit einem Budget von 3 Mrd. US-Dollar über fünf Jahre Fortschritte sowohl für NMD als auch TMD erzeugen sollte.


Die Transformation vom GPALS Programm der Bush Administration zum Bottom-Up Programm der Clinton Administration ging einher mit einer massiven Kürzung der Geldmittel - von 39 auf 18 Mrd. US-Dollar. Somit kam es wenn nicht zu einer Unterbrechung, dann zu einer Verlangsamung des Projektes.

Donald H. Rumsfeld war 1998 Vorsitzender einer „Kommission zur Beurteilung der Bedrohung der USA durch ballistische Raketen". Er sah eine Gefahr durch Raketen aus Nordkorea, Libyen und dem Irak, den sogenannten „Schurkenstaaten". Die Kommission riet zur Stationierung einer nationalen Raketenabwehr. Nach der Veröffentlichung des Berichts der Rumsfeld Kommission im Juli und Raketentests durch den Iran im Juli sowie durch Nordkorea im August 1998 kam es zu wesentlichen Änderungen im NMD Programm.

Start der AbwehrraketeDer US-Kongress verabschiedete im März 1999 ein Gesetz (National Missile Defense Act = Gesetz zur Nationalen Raketenverteidigung), das den Präsidenten der USA zur Stationierung verpflichtet, sobald eine Raketenabwehr technisch machbar sei. So wurden 1999 6,6 Mrd. US-Dollar an zusätzlichen Finanzmitteln gewährt. Darin heißt es: „Es ist die Politik der Vereinigten Staaten, so rasch wie technologisch möglich eine effektive Nationale Raketenverteidigung zu stationieren, die in der Lage ist, das Gebiet der Vereinigten Staaten gegen begrenzte ballistische Raketenangriffe (ob nun unbeabsichtigt, ungenehmigt oder vorsätzlich) zu verteidigen und deren Finanzierung unter dem Vorbehalt der jährlichen Zuteilungsbewilligung und der jährlichen Bewilligung von Mitteln für die Nationale Raketenverteidigung steht."

Wenige Tage vor Amtsantritt der Regierung Bush wurde im Januar 2001 der Bericht einer 2. Rumsfeld-Kommission veröffentlicht. Dieser macht eine massive und bevorstehende Bedrohung der USA im Weltraum aus, nämlich die Ausschaltung von Satelliten durch feindliche Länder oder Gruppierungen. Es wird das Bild eines Pearl Harbor im Weltraum beschworen. Die Empfehlung der 2. Rumsfeld-Kommission ist eindeutig: Waffen im Weltraum sind die Antwort auf die vorgebliche Bedrohung.

Das NMD-Programm wird von Präsident George W. Bush mit Nachdruck verfolgt; Im Dezember 2001 wurde daher der ABM-Vertrag einseitig gekündigt; die Kündigung ist seit Juni 2002 wirksam.

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