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via QRA

Quick Reaction Alert (QRA)

“QRA” ist die Abkürzung für “Quick Reaction Alert”, was sinngemäß eine Alarmierungsart mit besonders schneller Reaktionszeit bedeutet. Damit ist QRA ein Zustand der Bereitschaft und Reaktionsfähigkeit, der von den Luftstreitkräften und anderen militärischen Einrichtungen weltweit aufrechterhalten wird, um Bedrohungen abzuschrecken, zu erkennen und umgehend zu bekämpfen.

Im Kalten Krieg wurde die Bezeichnung "QRA (N)", d.h. "Quick Reaction Alert (Nuclear) häufig als Gegenmaßnahme zu den (gedachten) Angriffen sowjetischer Langstreckenbomber eingesetzt. Der Begriff wurde früher aber auch verwendet, um Bereitschaftsstellungen für Pershing-Raketen zu kennzeichnen. In den atomwaffenfähigen Jagdbombergeschwadern der Bundesluftwaffe befanden sich jeweils zwei Alarmrotten (eine Alarmrotte besteht aus zwei Jagdbombern) ebenfalls in “QRA”-Bereitschaft.

In jedem Jagdbombergeschwader standen rund um die Uhr jeweils zwei Alarmrotten mit Atombomben startklar. Diese Maschinen waren betankt und bewaffnet in einem besonders gesicherten Bereich des Flugplatzes am Rande der Startbahn positioniert. Der Sicherheitsbereich war durch eine weiße Linie markiert und wurde durch US-amerikanische Soldaten; die auf jeden Unbefugten, der die Linie überschritt, sofort zu schießen hatte, bewacht.

US-Offiziere hatten die Schlüsselgewalt und verfügten über die Codes zur Schärfung der Bomben. Die deutschen Piloten befanden sich in unmittelbarer Nähe ihrer Flugzeuge. Bei Alarmierung mussten sie innerhalb von fünf bis dreißig Minuten mit ihren Maschinen in der Luft sein. Für die Raketen galt es in maximal 15 Minuten feuerbereit zu sein. In versiegelten Umschlägen befanden sich die anzufliegenden Zielkoordinaten. Die QRA-Stufe definierte wie lange die Reaktionszeit sei, je nach Bedrohungslage.

Ein Pilot beschreibt den Druck: „In der QRA wusste man nie, wann man zu einem Einsatz gerufen wurde, und wir haben viele Übungsalarme durchgeführt, um das System von Anfang bis Ende zu testen. Wir sind nie gestartet, aber wir sind bis zur vollständigen Authentifizierung gegangen und waren bereit, die Triebwerke zu starten und abzufeuern.“

Der Warschauer Pakt hatte ein ähnliches System. In der DDR hieß diese das "Diensthabendes System" (DHS).

Auch heute noch lassen NATO-Länder als Reaktion auf russische Militärflugzeuge (häufig Tu-95), die sich ihrem Luftraum nähern, regelmäßig Kampfjets aufsteigen. Aber diese Alarmrotten sind nicht mehr mit Atomwaffen bestückt. In Deutschland sind die konventionellen Eurofighter-Kampfflugzeuge in der Lage, ein schnell fliegendes Flugzueug abzufangen. Diese QRA (Interceptor) werden auch beim Verlust der Kommunikation zu zivilen Flugzeugen (COMLOSS) eingesetzt.

Bearbeitungsstand: Mai 2024

Quellen:

Bundeswehr: Alarmrotten der Luftwaffe steigen regelmäßig auf, 13.05.2022
Carrara D: On nuclear alert with the SEPECAT Jaguar during the Cold War, Key.Aero, 10.04.2023

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