Canberra-Kommission
engl.: Canberra Commission
Am 26. November 1995 kündigte der damalige Premierminister Australiens Paul Keating die Gründung der 15-köpfigen „Canberra Commission on the Elimination of Nuclear Weapons“ an. Die Aufgabe der hochrangig besetzten Expertenkommission sollte sein, „praktische Wege in eine nuklearwaffenfreie Welt aufzuzeigen, unter Berücksichtigung der damit verbundenen Probleme der Erhaltung von Stabilität und Sicherheit während der Übergangsphase und nachdem dieses Ziel erreicht ist“.
Unter den Kommissionsmitglieder waren u.a. Friedensnobelpreisträger Professor Joseph Rotblat, der ehem. US-Verteidigungsminister Robert McNamara, der ehem. Kommandeur der nuklearen US-Streitkräfte General Lee Butler und Meeresforscher Jacques Cousteau.
In ihrem am 14. August 1996 vorgelegten Bericht setzt sich die Canberra-Kommission umfassenden mit der nuklearen Abschreckung auseinander sowie mit den Argumenten, die gegen eine nuklearwaffenfreie Welt vorgebracht werden. Dann schlägt sie eine Reihe konkreter Schritte vor, mit denen der Prozess der Atomwaffenbeseitigung unverzüglich eingeleitet werden kann. Als unmittelbar realisierbar werden folgende Sofortmaßnahmen vorgeschlagen:
- Aufhebung der höchsten Alarmbereitschaft (LOW) für Atomwaffen.
- Trennung der Sprengköpfe von den Trägersystemen.
- Beendigung der Stationierung substrategischer (taktischer) Atomwaffen.
- Stopp der Atomwaffentests.
- Beginn von Verhandlungen zur weiteren Reduzierung der Atomwaffenarsenale der Vereinigten Staaten und Russlands.
- Abkommen zwischen den Atomwaffenstaaten über einen gegenseitigen Verzicht auf einen Ersteinsatz und über den Verzicht auf einen Atomwaffeneinsatz gegen die Nicht-Atomwaffenstaaten (negative Sicherheitsgarantien).
Mit der Canberra Commission ist es gelungen, Vertreter*innen von Regierungen und Nicht-Regierungsorganisationen zu einer bis dahin im Abrüstungsbereich nicht gekannten Zusammenarbeit zu bringen. Der Bericht der Kommission hatte eine erhebliche Bedeutung, um den wissenschaftlichen Diskussionsstand zur nuklearwaffenfreien Welt zusammenzufassen und in konkrete Vorschläge umzusetzen, die in den folgenden internationalen politischen Diskussionsprozess eingeflossen sind.
(Quelle: Jürgen Scheffran in: Bender/Liebert: Wege zu einer nuklearwaffenfreien Welt, Münster 2001, S. 47f.)
Bearbeitungsstand: Juli 2016