China
Atomwaffenstaat | Nuclear Weapon State
China ist der einzige Atomwaffenstaat mit einer Politik des Nichtersteinsatzes, erweitert jedoch derzeit sein Arsenal. China unterhält bislang nur ein relativ kleines Atomwaffenarsenal im Vergleich zu den USA und Russland, modernisiert aber seit Jahren seine Atomstreitkräfte, angeblich als Reaktion auf die US-Raketenabwehrpläne.
China ist seit 1992 Mitglied des Atomwaffensperrvertrags (NVV) und hat den Atomwaffenverbotsvertrag (AVV) nicht unterschrieben. Außerdem hat China den umfassenden Atomteststoppvertrag (CTBT) unterschrieben, jedoch nicht ratifiziert.
China hält die Zahl seiner Atomsprengköpfe geheim. Laut Kristensen und Korda (Nuclear Notebook) befinden sich im jetzigen Arsenal rund 272 einsatzbereite Atomwaffen, stationiert auf U-Booten, Flugzeugen und landgestützten ballistischen Raketen. Inklusive ca. 78 Atomsprengköpfen für momentan noch nicht stationierte land- und seegestützte Raketen besitzt China insgesamt. ca. 350 Atomwaffen.
China verfügt über 240 einsatzbereite landgestützte ballistischen Raketen des Types „Dong Feng“ (DF) mit einem bis drei atomaren Sprengköpfen. Die Sprengköpfe sind nicht auf den Raketen montiert und werden getrennt gelagert. Folgende Trägersysteme sind derzeit im Dienst:
- Ca. 6 zweistufige, flüssigkeitsgetriebene DF-4 Langstreckenraketen mit einer Reichweite von 5.500 km
- Ca. 20 DF-5 Interkontinentalraketen mit einer Reichweite von ca. 12.000 bzw. 13.000 km je nach Modell
- 40 zweistufige DF-21- und D-21A-Mittelstreckenraketen
- 100 DF-26 Mittelstreckenraketen mit 4.000 km Reichweite, allerdings nur 20 mit Atomsprengköpfen, die übrigen sind für nicht-nukleare Einsätze vorgesehen
- 6 DF-31 feststoffgetriebene dreistufige Langstreckenraketen mit einer Reichweite von über 7.000 km
- 72 DF-31A und -31AG Interkontinentalraketen mit einer Reichweite von über 11.000 km.
- 18 feststoffgetriebene DF-41 Interkontinentalraketen mit mehr als 12.000 km Reichweite und jeweils 3 MIRV-Sprengköpfen
- 48 seegestützte ballistische JL-2-Raketen mit einer Reichweite von mehr als 7.000 km auf zwei U-Boote, weitere zwei sind kurz vor der Fertigstellung, mit weiteren 24 Raketen
- 20 strategische Mittelstreckenbomber vom Typ H-6 zum Einsatz von Atombomben
Besonders problematisch sind die DF-21- und DF-26-Mittelstreckenraketen, da sie beim Ausbau des Arsenals sowohl mit nuklearen als auch mit konventionellen Sprengköpfen ausgestattet wurden. Dies kann im Konfliktfall zu gefährlichen Missverständnissen führen.
Viele sind besorgt darüber, dass China seine Raketenstreitkräfte mit großem Aufwand modernisiert. Diese Modernisierung geht relativ langsam voran. Mittlerweile verfolgt China jedoch ein sehr ambitioniertes Programm, welches von jährlich steigenden Militärausgaben der Regierung profitiert, und besitzt Waffen, die das Raketenabwehrsystem der USA durchdringen könnten. Im Juli 2021 erregte ein Bericht Aufmerksamkeit, wonach China in der Wüste der Provinz Gansu mehr als 100 neue Raktensilos baut. xh/rh/hd
(Quellen: Kristensen, HM und Korda, M: Chinese Nuclear Forces, 2020, Nuclear Notebook, Dezember 2020; Lewis, J: China Is Radically Expanding Its Nuclear Missile Silos, foreignpolicy.com, 30.6.2021)
Bearbeitungsstand: Juli 2021