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Fehlalarm

Es gibt mindestens fünf Beispiele, die sich dadurch ereigneten, dass US- oder russisches Führungspersonal auf einen Fehlalarm reagierten, der durch eine Fehlfunktion der Warnsysteme oder durch die falsche Interpretation von Ereignissen ausgelöst wurde.

Alle diese Zwischenfälle waren kurz, d.h. nicht mehr als 10 Minuten lang. Führende Militärs mußten dabei entscheiden, ob ein nuklearer „Vergeltungschlag" zu befehlen war, bevor die eigenen Atomwaffen vernichtet werden konnten.

Fall 1: Der gespiegelte Mond
Am 5. Oktober 1960 meldete ein Frühwarnradar auf Grönland durch einen Fehler im Computersystem einen massiven sowjetischen Angriff ballistischer Raketen, die auf dem Weg in die USA seien. In Wirklichkeit handelte es sich um die Spiegelung des Mondlichts.

Fall 2: Das Übungstonband
Am 9. November 1979 wurde Mitarbeitern im Militärkommandozentrum des Pentagon in den Cheyenne Mountains sowie in Maryland ein massiver atomarer Angriff der Sowjetunion auf ihren Computern angezeigt. Nach der Einschätzung führender Offiziere erhielten die Kontrollzentren für die Minuteman-Interkontinental-Raketen erste Warnungen darüber, dass die USA vor einem atomaren Angriff stehe. Die Luftwaffe startete sogar 10 Kampfflugzeuge, um die Raketen abzufangen. Der Fehlalarm wurde durch ein Übungstonband ausgelöst.

Fall 3: Der Computer Chip
Am 3. Juni 1980 bekamen die US-Raketen durch einen Fehlalarm erneut Startwarnungen und die Mannschaften stiegen in die Abfangflugzeuge. Der Angriff erschien jedoch nicht plausibel, weil die Computer widersprüchliche Informationen anzeigten. Drei Tage später, am 6. Juni, wiederholte sich das Ereignis mit dem gleichen Aufwand. Später wurde entdeckt, dass ein fehlerhafter Computerchip der Auslöser war.

Fall 4: Herbstsonnenstrahlen
Moskau, der 26. September 1983, kurz nach Mitternacht: Ein sowjetischer Frühwarnsatellit meldet den Angriff einer Handvoll US-Raketen auf die Sowjetunion. Sonne, Satellit und US-Raketenfelder waren so aufeinander ausgerichtet, dass die Strahlen der Sonne von den Satelliten falsch identifiziert wurden. Glücklicherweise entschied sich der sowjetische Oberst Stanislaw Petrow, den Alarm nicht an seine Vorgesetzten weiterzuleiten.

Fall 5: Die Wetterrakete
Am 25. Januar 1995 starteten norwegische und US-amerikanische Wissenschaftler eine große Rakete, um Daten über atmosphärische Bedingungen aus verschiedenen Höhen zu sammeln. Für einige Minuten stand Russland kurz davor, einen nuklearen Angriff in vollem Ausmaß auf die USA zu starten. Am Tag danach sagte Boris Jelzin, er hätte zum ersten Mal seinen „nuklearen Fußball" aktiviert- ein Gerät, das ihm ermöglicht mit seinen höchsten Militärberatern zu kommunizieren. xh

Bearbeitungsstand: Januar 2019

Weitere Informationen zu Fehlalarmen

Bild oben: Simulierter Start einer Minuteman-Interkontinentalrakete, Wyoming, USA. Foto: Jason Wiese, USAF / gemeinfrei

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