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Yongbyon

Nordkoreas nukleares Forschungszentrum in Yongbyon befindet sich ca. 100 km nördlich von Pjöngjang.

Bereits 1962 beschloss die Regierung Nordkoreas mit sowjetischer Hilfe ein Atomforschungszentrum in Yongbyon zu gründen. Fünf Jahre später wurde der mit sowjetischer Unterstützung gebaute Forschungsreaktor vom Typ IRT-2000 in Betrieb genommen. Für den Betrieb lieferte die Sowjetunion die erforderlichen Brennstäbe. In den 1980er Jahren wurde der Komplex um eine Anlage zur Herstellung von Brennelementen sowie eine Anlage zur Wiederaufarbeitung von Kernbrennstäben ergänzt. 

Nach allgemeiner Überzeugung beherrscht Nordkorea inzwischen den kompletten Brennstoffkreislauf von der Gewinnung von Uran, seiner Anreicherung, der Herstellung von Brennelementen, dem Abbrand in den Reaktoren bis hin zur Wiederaufarbeitung und der Gewinnung von Plutonium.

Das Yongbyon Nuklearzentrum umfasst zehn Forschungsinstitute: für  Atomenergieforschung, Isotopenproduktion, Neutronenphysik, nukleare Elektronik, nukleare Materialien, Atomphysik, Strahlenschutz, Radiochemie, Reaktorbau und Uranressourcenentwicklung. Im Yongbyon Komplex befindet sich aktuell folgende Anlagen: ein 5 MW Forschungsreaktor, ein 25-30 MW Leichtwasserreaktor, Brennelementherstellungsanlagen, ein Labor für Wiederaufarbeitung und drei Atommülllager. Siegfried S. Hecker von der Stanford University, USA, behauptet zudem, es gebe erst seit 2009 eine Urananreicherungsanlage mit 2.000 Zentrifugen im Nuklearzentrum Yongbyon. Sprecher des nordkoreanischen Regimes betonen, dass diese Anlage nur niedrig-angereichertes Uran für den noch nicht fertiggestellten Leichtwasserreaktor produziere. Bisher gibt es keine stichhaltigen Beweise dafür, dass Nordkorea hoch-angereichertes Uran (HEU) bisher produziert.

Nordkoreas Plutoniumbestand wird durch den o.g. Forschungsreaktor gewonnen. Dieser wurde jedoch 2007 im Rahmen der Sechs-Parteien-Gespräche außer Betrieb gesetzt und dessen Kühlturm gesprengt. Laut SIPRI verfügte Nordkorea zu dieser Zeit genug Plutonium, um bis zu acht Atomsprengköpfe mit jeweils 5 kg Plutonium herstellen zu können. Das Institute for Science and International Security schätzte diese Zahl 2003 noch auf zwischen zwei bis neun Gefechtsköpfe. Allerdings scheint nach Satellitenbilder der Reaktor in Yongbyon wieder seit 2013 in Betrieb zu sein. Das International Panel on Fissile Materials schätzt Nordkoreas Plutoniumbestand für Ende 2014 auf ca. 30 kg ein. Sollte diese Schätzung zutreffen, dürfte es nach den fünf bereits durchgeführten Atomtests knapp mit dem Plutonium werden. xh (Quellen: IPFM, ISIS, NTI, SIPRI)

Bearbeitungsstand: April 2017

» Weitere Informationen über Nordkoreas Atomwaffenprogramm

Bild oben: Yongbyon Nuclear Scientific Research Center 5 MWe Forschungsreaktor, Nordkorea. Foto: Keith Luse, Senior Professional Staff Member, U.S. Senate

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