Oedingen
ehem. Atomwaffenlager in Deutschland
Die Nike-Feuerstellung (Launching Area) Ödingen (51°11’07“N, 08°05’56“O) der 1. Batterie des FlaRakBtl 22 lag 20 km südwestlich der Stadt Meschede im Sauerland. Die Batterie wurde im Sommer 1962 von Köln-Wahn nach Ödingen verlegt. Sie bestand aus drei getrennten Bereichen: der Unterkunft, dem Feuerleitbereich in günstiger topografischer Lage mit bis zu 5 Radargeräten für Überwachung, Zielerfassung, Zielverfolgung und Flugkörperverfolgung und dem Abschussbereich mit jeweils 3 Abschussflächen und dazugehörigen Bunkern. In diesem Bereich befanden sich auch die Atomsprengköpfe. Während die Raketen in Montagebunkern oder auf durch Erdwälle geschützten Abschussschienen bereit gehalten wurden, lagen die Radaranlagen in exponierter Stellung und konnten nur mit Sandsäcken oder Konturen verwischender Tarnung ungenügend geschützt werden. Zum Eigenschutz vor allem gegen angreifende Tiefflieger, wurden die Stellungen später zusätzlich mit 20mm Zwillingsgeschützen ausgestattet.
In der Stellung Ödingen waren von 1963 bis 1987 atomare Flugabwehrraketen vom Typ Nike-Hercules stationiert. An Atomsprengköpfen waren zwei Versionen verfügbar. Die kleinere mit der Bezeichnung B-XS hatte eine Sprengkraft von 2 KT (Kilotonnen). Die größere B-XL besaß ursprünglich 40 KT Sprengkraft. Letztere wurden in den 1970er Jahren gegen Sprengköpfe zu 20 KT ausgetauscht.
Maximal waren je Stellung zehn Nuklearsprengköpfe vorhanden, acht mit der Stärke XS mit 2 KT und zwei XL mit 40/20 KT Sprengkraft.
Ein Zeitzeuge erinnert sich: „Die vier Batterien des FlaRakBtls 22 [mit den Feuerstellungen Ödingen, Burbach, Waldbröl und Marienheide] befanden sich in unterschiedlichen Bereitschaftsstufen mit einer Reaktionszeit von maximal 30 Minuten, maximal 3 Stunden, maximal 12 Stunden und mehr als 12 Stunden. Innerhalb einer Batterie hatten mindestens zwei Abschussplätze den selben Bereitschaftsgrad. Konnte eine der Batterien aus technischen Gründen den Bereitschaftsgrad nicht einhalten, dann rückten die anderen Batterien eine Einsatzstufe nach oben. Abhängig vom Bereitschaftsgrad war die Stellung im Schichtbetrieb ständig besetzt und einsatzbereit. Dazu gab es in der Batterie drei Kampfbesatzungen für den Feuerleit- und Abschussbereich, die sich in einem System von 48-Std-Schichten während der Woche und 72-Std-Schichten am Wochenende abwechselten. Soweit mir bekannt, befanden sich in allen Nike-Stellungen der Bundesluftwaffe atomare Gefechtsköpfe.“
Das Nike-Waffensystem diente zur konventionellen Bekämpfung östlicher Bomberflotten in großer Höhe. Zusätzlich hätte es im Ernstfall Bodentruppen des Warschauer Paktes mit Nuklearsprengköpfen – auf westdeutschem Territorium – angegriffen. (LL)
Bearbeitungsstand: November 2023
Weitere Informationen über Atomwaffenstandorte in Deutschland
Quellen: Jürgen Dreifke, Michael Juhls, Rolf Meyer