Atomwaffen A-Z

Operation Crossroads

US-Atomtestserie

Bereits ein Jahr nach dem ersten Atomwaffentest (Trinity-Test) und dem militärischen Einsatz zweier Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki begannen die USA 1946 mit der systematischen Erforschung und Erprobung der Wirkung von Atomwaffen. Diese erste Testserie wurde unter der Bezeichnung „Operation Crossroads“ in der Nordostlagune des Bikini-Atolls der Marshall-Inseln im Pazifik durchgeführt. Ziel der Operation war die Erforschung der einzelnen Effekte einer Nukleardetonation und deren Auswirkungen auf die nähere und weitere Umgebung.

Die Testserie bestand aus lediglich zwei Nukleardetonationen, dem sogenannten Able-Test (30. Juni 1946) und dem Baker-Test (24. Juli 1946). Ein dritter Unterwassertest mit dem Namen "Charlie" sollte am 1. März 1947 stattfinden, wurde jedoch abgesagt.

Während beim Able-Test die Bombe (genannt "Gilda") aus einem B-29 Superfortress-Bomber in Höhe von 158 m abgeworfen wurde, befand sich beim Baker-Test die Atombombe ("Helen of Bikini") bei Zündung 27 m unter Wasser. Zu diesem Zweck war die Bombe in einem Behälter unterhalb eines Schiffes angehängt worden. Beide Bomben waren vom Typ Mk 3A (Modell 1561). Dies ist das Implosionsbomben-Design, das auch für die Nagasaki-Bombe benutzt worden war. Beide Bomben hatten je eine Sprengkraft von 23 KT (Kilotonnen).

Um die Wirkung auf Material testen zu können, waren insgesamt 71 alte US-amerikanische Militär- und Frachtschiffe im Bikini-Atoll verankert worden, darunter der Flugzeugträger USS Saratoga. Hinzu kamen japanische und deutsche Schiffe, die den USA nach dem Zweiten Weltkrieg in die Hand gefallen waren, wie der schwere Kreuzer Prinz Eugen und das japanische Schlachtschiff Nagato. Gleichzeitig wurden die atomaren Auswirkungen auf Flugzeuge und Tiere getestet. Dafür wurden auf den Schiffen Käfige mit verschiedenen Tierarten befestigt.

Im Ergebnis zeigten beide Detonationen übereinstimmend, dass eine Unterwasserzündung einer Atombombe sehr viel verheerender wirkt als eine über der Wasseroberfläche. Diese Erkenntnis ist physikalisch bedingt, da sich Wasser im Gegensatz zu Luft nicht komprimieren lässt. Als Konsequenz aus diesem Ergebnis begannen die USA in der Folgezeit mit der Entwicklung von Atomraketen mit Unterwasserzündung sowie von Atomtorpedos. LL/xh

Bearbeitungsstand: Juli 2019

Weitere Informationen zu Atomtests

Atomwaffen A-Z