Atomwaffen A-Z

Die Atomteststoppverträge

VertragUnterzeichnetIn Kraft getreten
PTBT05.08.196310.10.1963
TTBT26.05.197211.12.1990
PNET28.05.197611.12.1990
CTBT24.09.1996noch nicht

Vertrag zum Verbot von Nuklearwaffentests in der Atmosphäre, im Weltraum und unter Wasser

Limited or Partial Test Ban Treaty (LTBT or PTBT)

Der Vertrag von 1963 verbietet Atomtests, die oberirdisch, also in der Atmosphäre, dem Weltraum und unter Wasser durchgeführt werden. Außerdem verbietet er solche Tests, die radioaktive Ablagerungen außerhalb des eigenen nationalen Territoriums verursachen. Der PTBT wird von zwei US-amerikanisch-sowjetischen Verträgen zur Regelung der Größe und Durchführung von zulässigen Kernexplosionen flankiert: Dem 1974 Testschwellenvertrag (TTBT) und Vertrag über friedliche nukleare Explosionen (PNET) von 1976.

Vertrag zur Begrenzung von unterirdischen Nuklearwaffenversuchen

Threshold Test Ban Treaty (TTBT) - Testschwellenvertrag

Die Vertragsparteien verpflichten sich keine unterirdischen Nuklearwaffenversuche, welche einzeln eine größere Sprengkraft als 150 Kilotonnen TNT haben, durchzuführen. Dieser Schwellenwert (threshold) von 150 Kilotonnen wurde in den 60er Jahren bei vielen Tests überschritten. Um die Überprüfung dieses Schwellenwertes zu erleichtern, wurden bestimmte Gebiete für die Nuklearwaffenversuche festgelegt, deren geologische Daten allen Vertragsparteien zugänglich sein soll.

Vertrag über unterirdische Kernexplosionen zu friedlichen Zwecken

Peaceful Nuclear Explosions Treaty (PNET)

Im Threshold Test Ban Treaty (TTBT) wurde vereinbart eine Regelung - der PNE-Vertrag - für unterirdische Kernexplosionen zu friedlichen Zwecken zu finden. Im Unterschied zum TTB-Vertrag gilt der PNE-Vertrag für alle Gebiete außerhalb der im TTB-Vertrag festgelegten Nuklearwaffen-Testgebiete. Wie beim TTB-Vertrag dürfen einzelne Kernexplosionen nicht mehr als 150 Kilotonnen TNT Sprengkraft entsprechen. Mehrere Kernexplosionen (Gruppen-Explosionen) dürfen zusammen, solange jede Explosion einzeln in ihrer Stärke meßbar bleibt, nicht mehr als 1500 Kilotonnen TNT entsprechen. Sind die einzelnen Explosionen nicht getrennt meßbar, so darf auch hier der 150 Kilotonnen TNT Schwellenwert nicht überschritten werden.

Vertrag über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen

Comprehensive Test Ban Treaty (CTBT)

Der umfassende Atomteststopp-Vertrag, der bisher noch nicht in Kraft getreten ist, verbietet jegliche Art von Nuklearwaffentests als auch alle anderen Formen von Nuklearexplosionen. Er soll damit der Entwicklung neuer Arten von Kernwaffen ein Ende setzen, und die vertikale Weiterverbreitung also die Weiterentwicklung von Kernwaffen beschränken.

Neben dem Testverbot ist im Vertrag die Einrichtung eines internationalen Überwachungssystems (International Monitoring System, IMS) geregelt, damit die Vertragserfüllung auch überprüft werden kann. Obwohl der Vertrag nicht in Kraft getreten ist existiert bereits heute die Preparatory Commission for the CTBTO (PrepCom). Die unfangreiche Website der CTBTO informiert über die Arbeit der Kommission. Hier ist sowohl das Netz der aktiven wie im Aufbau befindlichen Monitoring-Stationen zu finden wie auch die verwendeten Verifikationstechnologien (Hydroakustik, Infraschall, Radionuklide und Seismik). Die PrepCom hat das Mandat, das International Monitoring System (IMS) aufzubauen und ein Provisional Technical Secretariat (PTS) in Wien zu unterhalten. Das PTS hat seine Arbeit bereits aufgenommen, bevor der Vertrag in Kraft getreten ist. Das International Data Center analysiert bereits im Testbetrieb die Daten des IMS und erstellt Produkte, mit denen schon jetzt ein Treaty Monitoring möglich ist. (Quelle: armscontrol.de)

Chronik der Atomteststoppverträge

02.04.1954Jawaharlal Nehru, Indiens Premierminister, fordert eine Vereinbarung über eine "Stillstandszeit" für Atomtests. Diese ist die allererste Initiative für ein Atomteststopp.

21.08.1957 Die USA kündigen an, für zwei Jahre auf Atomtests zu verzichten, wenn die Sowjetunion (SU) auf die Produktion von Spaltmaterial verzichtet.

31.03.1958Die Sowjetunion erkärt ein Atomtestmoratorium, wenn alle westliche Staaten ebenfalls ihre Tests einstellen.

01.04.1958 In Reaktion auf die sowjetische Ankündigung über die Einstellung von Atomtests vom 31. März erklärt US-Außenminister John Foster Dulles sein Land wolle Versuche zur Entwicklung einer “sauberen” Atomwaffe fortsetzen. – Großbritanniens Premierminister Harold Macmillan betont in einer Stellungnahme, der Westen sei bereit, im Rahmen eines Abrüstungsabkommens auch die Atomtests bei ausreichender Kontrolle einzustellen.

08.04.1958 President Eisenhower schlägt eine Expertenkonferenz über ein Atomteststopp vor.

01.07.1958 Eine Expertenkonferenz beginnt in Genf. An ihr nehmen Wissenschaftler*innen aus den USA, Großbritannien, der Sowjetunion, Frankreich, Kanada, Tschechoslowakei, Rumänien und Polen.

21.08.1958 Die Expertenkonferenz veröffentlicht ihren Bericht, in dem sie aussagt, dass ein umfassender Teststopp durch ein Netz von 160 Überwachungsstationen verifiziert werden könnte. Aktuelle Technologie könnte Verifikation im Weltraum bis zu 50 Kilometer von der Erde entfernt ermöglichen, aber nicht in den Tiefen des Alls. 

22.08.1958 US-Präsident Dwight D. Eisenhower kündigt an, sein Land sei aufgrund der in Genf erzielten Ergebnisse bereit, Atomwaffentests für zunächst ein Jahr einzustellen, sobald eine Konferenz über die kontrollierte Einstellung aller Atomwaffentests zusammengetreten ist.

08.09.1958 Die Vereinigten Staaten beenden ihre diesjährige Atomtestserie im Pazifik, die am 28. April begonnen hat. – Ab 15. September sollen in der Wüste von Nevada noch einmal zehn Kernwaffenversuche durchgeführt werden.

29.09.1958 Die Sowjetunion nimmt ihre am 31. März eingestellten Atomwaffentests wieder auf. Die US-Regierung stellt daraufhin fest, dass es sich bei der Einstellung in erster Linie um ein Propagandamanöver gehandelt habe.

30.10.1958 Die Sowjetunion lehnt den Vorschlag der Vereinigten Staaten und Großbritanniens ab, die Atomtests für ein Jahr einzustellen. Beiden Mächten wird vorgeworfen, sie machten diesen Vorschlag erst, nachdem sie selbst die bislang größten Testserien durchgeführt hätten.

31.10.1958 Die ersten Verhandlungen zum Atomwaffenteststopp zwischen den USA, Großbritannien und der Sowjetunion beginnen in Genf. Alle drei Staaten erklären ein Testmoratorium.

11.11.1958 Die britische Regierung erklärt sich nicht bereit, den sowjetischen Plan einer sofortigen Einstellung der Atomwaffentests ohne ein gleichzeitiges Abkommen über ein Kontrollsystem anzunehmen.

13.04.1959In einem Brief an Nikita Chruschtchow, bietet US-Präsident Eisenhower einen alternativen gestuften Weg zum Atomtestverbot an: Falls die Sowjetunion auf seiner Ablehnung der Vor-Ort-Inspektionen besteht, könnten beide Parteien in Schritten vorankommen. Als erstes könnten sie atmosphärischen Atomtests bis in 50 Kilometer Höhe verbieten. Danach könnten sie durch weitere Verhandlungen die politischen und technischen Probleme lösen, die mit der Kontrolle über unterirdische Tests und Atomtests im Weltraum verbunden sind. Aber Chruschtchow lehnt diesen Vorschlag ab und schlägt stattdessen vor, ein Verbot von Atomtests mit einer vorvereinbarten Zahl von Vor-Ort-Inspektionen.

26.08.1959 US-Präsident Eisenhower verlängert das freiwillige Moratorium der Atomtests der Vereinigten Staaten bis zum 31. Dezember 1959. Zwei Tage später erklärt die Sowjetunion, sie testet keine Atomwaffen mehr, solange die westlichen Atomwaffenstaaten die Einstellung der Tests weiterhin achten.

13.02.1960Frankreich testet erstmals eine Atombombe.

21.03.1961Die CTBT-Gespräche zwischen den USA, Großbritannien und der Sowjetunion werden wieder aufgenommen. Differenzen gibt es allerdings bei der Frage der Vor-Ort-Inspektionen.

01.09.1961 Die Sowjetunion nimmt ihre Atomtests wieder auf. Als Begründung werden internationale Spannungen und Frankreichs Atomtest angeführt.

15.07.-05.08 1963Die USA, Großbritannien und die Sowjetunion unterzeichnen den begrenzten Atomteststoppvertrag (PTBT). Dieser Vertrag verbietet atomare Testexplosionen in der Atmosphäre, dem Weltraum und unter Wasser.

16.10.1964China testet zum ersten Mal eine Atombombe.

24.08.1968Frankreich testet eine Wasserstoffbombe.

März-April 1974Die USA und die Sowjetunion nehmen die Verhandlungen zum begrenzten Teststoppvertrag (PTBT) und zum Vertrag über friedliche Atomexplosionen (PNET) auf.

18.05.1974 Indien testet einen atomare Sprengsatz.

03.07.1974 Der Schwellenteststoppvertrag (TTBT) wird von den USA und der Sowjetunion unterzeichnet. Der Vertrag verbietet Untergrundexplosionen die eine Sprengkraft von mehr als 150 kt entwickeln.

03.10.19771970 - 1979 Trilaterale Gespräche zum CTBT. Die USA, Großbritannien und die Sowjetunion machen wesentliche Fortschritte bei den Verhandlungen. Dennoch bleiben Streitigkeiten bei der Verifikation und der Frage der Definition von Atomtests.

30.07.19851980 - 1989 Generalsekretär Gorbatschow kündigt ein Testmoratorium an bis Ende des Jahres an. Sollten die USA ebenfalls ihre Atomtests suspendieren, würde das Moratorium verlängert.  

05.02.1987Weil die USA ihre Tests nicht ausgesetzt haben, nimmt die Sowjetunion am 26.02. ihre Atomtests wieder auf.

25.09./09.10.1990 1990 - 1999Der US-Senat und der Oberste Sowjet ratifizieren den TTBT und den PNET.  

15.07.1991Frankreich beginnt ein Testmoratorium.

10.08.1993UN-Mitgliedsstaaten beschließen, Verhandlungen über einen umfassenden Atomteststoppvertrag (CTBT) aufzunehmen. Das Mandat erhält das Ad-Hoc-Komitee zum Atomtestverbot, über die Struktur der Verhandlungen zu beraten. 

03.02.1994Die CTBT-Verhandlungen beginnen in Genf unter dem Vorsitz vom mexikanischen Abrüstungsbotschafter Miguel Marin-Bosch.

13.06.1995Frankreich beginnt erneut mit Atomtests. Es gibt weltweite Proteste darüber, bis das Land im Januar 1996 die Testreihe beendet.

11.08.1995 Die USA streben unter der Clinton-Administration das Verbot sämtlicher Atomtests an. Die Zuverlässigkeit der US-amerikanischen Atomwaffen soll dennoch nicht gefährdet werden. Russland stimmt dem Vorschlag zu.

20.06.1996Indien kündigt an, den CTBT abzulehnen, weil der Vertrag aus Sicht Neu Delhis nichts gegen die Modernisierung bereits bestehender Arsenale unternimmt.

August 1996 Auch wegen der indischen Blockadehaltung entschließt sich Australien, den CTBT in die Vollversammlung der Vereinten Nationen einzubringen.

10.09.1996 Die UN-Vollversammlung nimmt den CTBT an und öffnet ihn zur Unterzeichnung. Indien, Bhutan und Libyen stimmen dagegen.

24.09.1996 u.a. China, Frankreich, Großbritannien, Iran, Russland und die USA unterzeichnen den Vertrag.

06.04.1998Frankreich und Großbritannien ratifizieren den CTBT.

13.10.1999Der US-Senat lehnt die Ratifizierung des CTBT ab.

21.04.2000Die russische Duma ratifiziert den CTBT. Allerdings wird vermerkt, dass man die Ablehnung des U.S.-Senats kritisiert.

06.02.2012Indonesien (Annex 2 Staat) ratifiziert den Vertrag.

[Quellen: CTBTO, Federation of American Scientists]

Bearbeitungsstand: Dezember 2018

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