Atomwaffen A-Z

1960

Sieben Minuten vor Zwölf: Die politische Praxis straft das Konzept der „massiven Vergeltung“ Lügen. Zum ersten Mal soll die Gefahr eines Atomkrieges durch die Entspannungspolitik zwischen Washington und Moskau reduziert werden. Beide Staaten wollen eine direkte Konfrontation vermeiden, die durch Konflikte wie die Suez-Krise entstehen könnte. Vertrauensbildende Maßnahmen, an denen auch Wissenschaftler beteiligt sind, tragen zur weiteren Entspannung bei.

Studenten aus Mali protestieren gegen französischen Atomtest, Foto: Bundesarchiv13.02. Gerboise Bleue: Erster französischer Atombombentest in Reggane in der algerischen Saharawüste, während des Krieges mit Algerien. Die Bombe hat eine Sprengkraft von 70 Kilotonnen (mehr als die 5-fache Sprengkraft der Hiroshima-Bombe) und ist damit die größte bei einem ersten Atomtest gezündete Bombe.

05.10. Fehlalarm: Ein Frühwarnradar auf Grönland meldet einen massiven sowjetischen Angriff ballistischer Raketen auf die USA. Ein Fehler im Computersystem entfernte zwei Nullen aus den Messkomponenten des Radars. Damit wurde der Raketenangriff mit einer Entfernung von 2.500 Meilen dargestellt. In Wirklichkeit handelte es sich um die 250.000 Meilen entfernte Spiegelung des Mondlichts. [Union of Concerned Scientists]

15.11. George Washington, das erste atomar bewaffnete U-Boot, geht bestückt mit Polaris-Raketen auf Patrouille.

Dezember SIOP 62 wird fertig gestellt. Diese Kriegsplanung beinhaltet den Einsatz von mehr als 3000 US-Atomwaffen gegen 1000 Ziele im kommunistischen Block innerhalb der ersten Stunden eines Atomkrieges.

1961

03.01. Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Kuba und den USA. [Deutschlandfunk]

23.01.Atomwaffenunfall: Ein B52-Bomber mit zwei Atombomben an Bord, jede mit einer Sprengkraft von 24 Megatonnen, stürzt in Goldsboro, North Carolina ab. Eine Bombe zerschellt am Boden, die andere findet sich per Fallschirm gelandet in einem Baum intakt wieder. [Der Spiegel]

21.03. Nach einer Überprüfung der Atomwaffenpolitik durch die Kennedy-Administration kommen die Verhandlungen über einen umfassenden Atomteststoppvertrag zwischen den Vereinigten Staaten, Großbritannien und der Sowjetunion in Genf wieder zusammen. Während sich die Seiten in vielen Punkten annähern, fordern die USA und das Vereinigte Königreich 20 Vor-Ort-Inspektionen pro Jahr, während die Sowjetunion nur drei vorschlägt. [Mendelsohn J, CDI]

30.03. Ein Jahr nach dem ersten Ostermarsch nehmen Atomwaffengegner in zahlreichen westdeutschen Städten an Ostermärschen gegen die Aufrüstung teil.

09.04. Bundeskanzler Adenauer trifft sich mit Dean Acheson, Sonderberater vom US-Präsident Kennedy, in Bonn. Adenauer wollte Informationen darüber, ob, wo und wann Atomwaffen eingesetzt werden. [Telegramm von Acheson an US-Außenministerium]

18.04. Die USA und Großbritannien bringen bei den Genfer Verhandlungen über den Atomteststoppvertrag einen Vertragsentwurf ein, der ein Verbot aller Atomtests vorsieht, mit Ausnahme von unterirdischen Explosionen, die weniger als 4,75 auf der Richterskala messen - eine Entdeckung unterhalb dieser Schwelle wird als unsicher angesehen. Der Plan sieht außerdem ein dreijähriges Moratorium für solche unterirdischen Tests vor, während die Forschung an Verifikationstechniken fortgesetzt wird. Die Sowjetunion lehnt die Verifikationsbestimmungen ab und unterbreitet Gegenvorschläge, die die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich für unakzeptabel halten. [Mendelsohn J, CDI]

04.05. Der Bundestag billigt das am 3. August 1959 unterzeichnete Zusatzabkommen zwischen der Bundesrepublik und den NATO-Mitgliedsstaaten über die Rechtstellung ihrer Truppen hinsichtlich der in der BRD stationierten ausländischen Truppen.

03./04.06. Bei einem Treffen mit dem neuen US-Präsidenten John F. Kennedy am 3. und 4. Juni 1961 in Wien erneuert Chruschtschow das Berlin-Ultimatum. [Chronik der Mauer, Niederschrift der Unterredung]

23.06. Die Antarktis wird durch das Inkrafttreten des Antarktis-Vertrags vom 1. Dezember 1959 nicht nur zur atomwaffenfreien Zone, sondern insgesamt zu einer waffenfreien Zone erklärt und ist ausschließlich der friedlichen Nutzung vorbehalten.

04.07. Während einer Übung auf dem sowjetischen atombetriebenen U-Boot K-19 mit Atomwaffen an Bord kommt es zu einem Reaktorstörfall. Radioaktivität wird freigesetzt und mehrere Besatzungsmitglieder werden kontaminiert. Sechs der Männer sterben binnen einer Woche an Strahlenkrankheit, zwei weitere nach zwei Wochen. [Uni Stanford]

25.07. Kennedy antwortet auf Chruschtschows Berlin-Ultimatum vom 27. November 1958 in einer Rundfunk- und Fernsehansprache mit den „Three Essentials“ über die Rechte der Westmächte in Berlin. Er erklärt seine Entschlossenheit, die Anwesenheit westlicher Truppen in West-Berlin, den freien Zugang von und nach Berlin sowie die Freiheit und Lebensfähigkeit der Stadt zu verteidigen. [Mitschnitt Ansprache]

27.07. Der sowjetische Ministerpräsident Chruschtschow lädt den US-Sonderbeauftragten für Abrüstungsfragen John McCloy nach Sotschi auf der Krim. McCloy berichtet später, dass Chruschtschow auf die Rede Kennedys am 25. Juli schlecht reagiere und meine, sie sei die „Vorstufe einer Kriegserklärung“. Er droht angeblich mit thermonuklearem Krieg und dem Abwurf einer 100-Megatonnen „Superbombe“ auf die USA. [Chronik der Mauer]

29.07. Die bilateralen US-sowjetischen Abrüstungsgespräche werden abgebrochen ohne einen neuen Termin zu benennen. McCloy reist zurück in die USA. Er dementiert spätere Gerüchte, er sei schon informiert worden, dass im August eine Mauer in Berlin errichtet wird. [Chronik der Mauer]

13.08. Die DDR beginnt mit der Errichtung der Berliner Mauer um den Flüchtlingsstrom zu stoppen. Bewaffnete Volkspolizisten der DDR riegeln Ost-Berlin gegen West-Berlin ab.

16.08. Für alle Bewohner der DDR und Ost-Berlins wird die Grenze zur Bundesrepublik Deutschland geschlossen.

18.08. Das Gesetz zum NATO-Truppenstatut und zu den Zusatzvereinbarungen wird verkündet [Gesetzblatt] und tritt 25 Tage später in Kraft.

31.08. Die Sowjetunion beschließt, die Atomwaffentests wieder aufzunehmen. Dadurch wird die Konferenz über die kontrollierte Einstellung der Atomwaffentests in Genf vorzeitig beendet.

01.09. Mit dem Argument, dass erhöhte internationale Spannungen und das französische Atomtestprogramm ein verändertes Sicherheitsumfeld geschaffen haben, nimmt die Sowjetunion die atmosphärischen Atomtests wieder auf und zündet oberirdisch eine Wasserstoffbombe. Die USA reagieren mit der Wiederaufnahme von unterirdischen Atomtests.

01.09. In einer Wahlkampfrede fordert Bundeskanzler Adenauer die Ausrüstung der Bundeswehr mit Atomwaffen. Das nukleare Wettrüsten war ein Hauptthema. [Belgrader Erklärung]

01.09. Die erste Konferenz der blockfreien Staaten (Non-Aligned Movement) beginnt in Belgrad.

03.09. Als Reaktion auf die Wiederaufnahme der sowjetischen Atomtests in der Atmosphäre am 1. September fordern US-Präsident Kennedy und der britische Premierminister Harold Macmillan die Sowjetunion auf, einem Verbot von oberirdischen Atomtests zuzustimmen. Premier Chruschtschow lehnt diesen Vorschlag ab. [Mendelsohn J, CDI]

23.09. Der DDR-Schriftsteller Stefan Heym begrüßt in der Ost-Berliner „Wochenpost“ unter der Überschrift „Verantwortung“ die Wiederaufnahme der sowjetischen Atomwaffentests. [Chronik der Mauer]

25.09. US-Präsident John F. Kennedy hält eine Rede vor der UN-Vollversammlung, in der er die Sowjetunion zu einem Wettbewerb für den Frieden statt einem Wettrüsten herausfordert. [Rede]

06.10. US-Präsident John F. Kennedy rät Familien in den USA in einer Rede, zum Zivilschutz Atombunker zu bauen, um sich im Ernstfall vor atomarem Fallout zu schützen. [Politico]

27.-28.10. Am Grenzübergang Checkpoint Charlie in Berlin stehen sich sowjetische und US-amerikanische Panzer gegenüber und richten ihre Kanonenrohre aufeinander. Weitere Panzer stehen in den Nebenstraßen bereit. 16 Stunden dauert der Nervenkrieg an, bevor beide Seiten die Krise doch friedlich beilegen. [RIAS-Reportage]

30.10.Zar-Bombe: Die Sowjetunion führt den größten aller Atomtests mit 50-58 Megatonnen (ca. 4000-fache Sprengkraft von Hiroshima) in Nowaja Semlja durch. [Der Spiegel]

01.11. 50.000 Frauen nehmen an Demonstrationen in 60 US-amerikanischen Städten gegen Atomtests teil, organisiert durch „Women Strike for Peace“. [WAND]

24.11. Kommunikation zwischen den NORAD strategischen Befehlshauptquartier der US-Luftwaffe (SAC HQ) und drei der Frühwarnstationen für Angriffe mit ballistischen Raketen (BMEWS) wird plötzlich gekappt. Es ist nicht klar, ob es um einen Angriff handelt. Ein B52-Bomber, der über eine der Anlagen geflogen ist, kann bestätigen, dass alles in Ordnung ist. Das Problem wird später identifiziert: alle drei Kommunikationswege laufen durch eine Relaisstation in Colorado, in der ein Motor ausgefallen war. [UCS]

1962

28.03. Die dritte Fassung des "Rapicki-Plans" für eine atomwaffenfreie Zone in Europa wird veröffentlicht.

01.05. Unter dem Codenamen „Béryl” führt Frankreich einen Atomtest in einem Tunnel im Hoggar-Gebirgszug in der Nähe des Ortes In Ekker, in Algerien, durch. Die Explosion führte zu einer massiven Freisetzung von Radioaktivität und einer Massenpanik der Zuschauer des Tests. Etwa 100 Franzosen und eine unbekannte Anzahl von Algeriern wurden verstrahlt.

06.05. Die USA führen den „Frigate Bird“ Test durch, den einzigen Test eines scharfen Gefechtskopfes auf einer einsatzfähigen ballistischen Rakete in den USA. Im Pazifik schießt die USS Ethan Allen (SSBN-608) eine Polaris A1 SLBM in Richtung Christmas Insel (Kiritimati). Die Sprengkraft des W47Y1-Sprengkopfes betrug ~600kt.

20.06. „Starfish”: verfehlter US-Weltraumatomtest. Beim ersten Versuch, den Starfish-Atomtest in großer Höhe über Johnston Island durchzuführen, werden eine Thor-Rakete und ihr 1,4-Megatonnen-Sprengkopf W49 65 Sekunden nach dem Start wegen eines Triebwerksausfalls zerstört. Mit Plutonium kontaminierte Trümmer fallen auf und um Sand Island.

06.07. „Storex Sedan”: sogenannter friedlicher Atomtest in Nevada, um den Einsatz von Atombomben für den Bergbau zu untersuchen. Die Sprengkraft betrug 104 Kilotonnen, es wurde ungefähr 11 Millionen Tonnen Gestein bewegt und die radioaktive Wolke erreichte eine Höhe von 3,7 km. Der entstandene Krater hatte eine Tiefe von circa 100 m und einen Durchmesser von 390 m.

06.07. Leonard Nimoy (Spock von Raumschiff Enterprise) und seine Frau senden US-Präsident John F. Kennedy ein Telegramm, in dem sie gegen Atomwaffentests protestieren.

09.07.Starfish Prime”: US-Atomtest im Weltraum mit einer Sprengkraft von 1.450 Kilotonnen. Es kam zu spektakulären, polarlichtähnlichen Leuchterscheinungen über Hawaii und Kwajalein. Im Zuge der Explosion legte ein elektromagnetischer Puls elektronische Geräte in weitem Umkreis um den Punkt auf der Erdoberfläche unterhalb der Detonation lahm.

25.07. Auf der Johnston-Insel im Nordpazifik scheitert der nukleare Höhentest Bluegill Prime, als ein Treibstoffventil der IRBM Thor, die für den Abschuss des Sprengkopfes verwendet wird, in der offenen Position stecken bleibt, wodurch die Rakete auf der Rampe Feuer fängt.

31.08. Eine ballistische Mittelstreckenrakete vom Typ Jupiter der USAF wird auf dem Luftwaffenstützpunkt Giola del Colle im Südosten Italiens von einem Blitz getroffen, der ihren 1,4-Megatonnen-Sprengkopf W49 teilweise aktivierte.

SA-2-Raketenstellung auf Cuba, Foto: US National Security ArchiveOktober 1962: Die Kuba-Krise. Die Welt steht vor einem Atomkrieg, weil die Sowjetunion SS-4-Atomraketen auf Kuba stationierte. Nikita Chruschtschow glaubte, dass John F. Kennedy plane, Fidel Castro zu stürzen. John f. Kennedy orndete eine Seeblockade an. Nach einer Fernsehansprache von Kennedy, in der die Öffentlichkeit er über die Raketenstationierung informierte, brach tagelange Panik aus.

27.10. „Schwarzer Samstag”: Die US-Stabschefs verlangen einen Luftangriff auf Kuba, gefolgt von einer Invasion. Castro wollte, dass Chruschtschow die Atomwaffen startet. Mit seiner Weigerung, dem Abschuss eines Atomtorpedos auf ein US-Kriegsschiff zuzustimmen, wendet jedoch der Russe Wassili Arkhipow einen Atomkrieg ab.

28.10. Durch einen geheimen Brief von Chruschtschow erfuhr Kennedy, dass er - genauso wie Kennedy - keine Eskalation will. Moskau kündigte den Abzug seiner Raketen an, während Kennedy den Verzicht auf eine Invasion Kubas erklärte. Zudem versprach er, die Atomraketen aus der Türkei abzuziehen, welche für Moskau eine Bedrohung darstellten.

04.11.Tightrope”: Letzter atmosphärischer Atomtest der USA auf dem  Johnson-Atoll.

25.12. Letzter atmosphärischer Atomtest der UdSSR auf Nowaja Semlja.

1963

Zwölf Minuten vor Zwölf: Nach jahrzehntelangen Atomtests wird der „begrenzte Atomteststoppvertrag“ unterzeichnet. Damit werden alle Tests in der Atmosphäre verboten. Obwohl unterirdische Tests weiterhin erlaubt sind, bremst der Vertrag den Rüstungswettlauf und zeigt, dass die Supermächte kooperieren wollen.

10.06. US-Präsident John F. Kennedy hält seine "Friedensrede" in Washington, die die Entspannungspolitik zwischen Ost und West einläutete.

20.06. Die USA und die Sowjetunion richten eine Notkommunikation über Rundfunk und Telegraph ein, die so genannte Hotline. Die Hotline-Vereinbarung erkennt zum ersten Mal die Gefahr an, dass ein Atomkrieg aus Versehen - durch technischen oder menschlichen Fehler - geschehen könnte. Seit 1963 wurde diese direkte Leitung jede Stunde getestet. Sie besteht immer noch. »mehr zum Thema im DW-Kalenderblatt

15.07. Egon Bahr stellt in einem Vortrag in der Evangelischen Akademie zum ersten Mal die „Ostpolitik” vor, unter dem Titel „Wandel durch Annäherung”.

25.07. Zwischen den USA und der UdSSR wird ein Abkommen über ein partielles Testverbot (PTBT = Partial Test Ban Treaty), das alle Atomwaffenversuche in der Atmosphäre, unter Wasser und im All untersagt, abgeschlossen.

05.08. Der Partielle Teststoppvertrag wird in Moskau von den USA (Dean Rusk), der UdSSR (A. Gromyko) und Großbritannien (Sir Douglas Home) unterzeichnet.

30.08. Die erste Nachricht wird über das „Hotline“ von den USA zur Sowjetunion verschickt, um es zu testen. [Arms Control Association]

10.10. Der Partielle Teststoppvertrag für oberirdische Atomtests zwischen den USA, Großbritannien und der Sowjetunion tritt in Kraft.

15.10. Ein zwischen den USA und der Sowjetunion getroffenes Übereinkommen, keine Atomwaffen in den Weltraum zu bringen, ist in Form eines Resolutionsantrags im Politischen Ausschuss der UN-Vollversammlung eingebracht.

22.11. Das „Hotline“wird zum ersten mal verwendet, um die Sowjetunion über die Ermordung des US-Präsident Kennedy zu unterrichten. [Arms Control Association]

1964

13.01. Ein B-52-Bomber gerät in einen turbulenten Sturm und bricht über Pennsylvania auseinander und stürzt am Elbow Mountain im Savage River State Forest, Cumberland MD, ab. Die zwei Piloten überleben, drei Mitglieder der Crew sterben. Die zwei Mk-53-Wasserstoffbomben an Bord werden gesucht und schließlich „relativ intakt“ in Teilen der Trümmer unter 36cm Schnee in einem Bauernhof gefunden. Der Absturz ist als „Savage Mountain Crash“ bekannt.

28.02. Die letzte Version des "Rapicki-Plans" wird veröffentlicht. Auch diese Fassung scheitert an der Ablehnung der USA und der BRD.

24.07.  In einer Fabrik für nukleare Brennelemente in Charlestown, Rhode Island, USA, starb ein Mann an einer tödlichen Strahlendosis, als es in einer flüssigen Uranlösung, mit der er hantierte, zu einer Kettenreaktion kam.

14.10. Sturz Chruschtschows.

16.10. Erster chinesischer Atombombenversuch bei Lop Nor in der Provinz Xinjiang (Sinkiang-Uigur) mit der Bezeichnung 596 (westliche Bezeichnung „Chic-1”). Die Bombe ist ein Uranimplosionssprengsatz und hat eine Sprengkraft von 22 Kilotonnen.

08.12. Ein US-amerikanisches B-58-„Hustler”-Flugzeug mit einer Atombombe an Bord fängt Feuer kurz vor dem Start am US-Luftwaffenstützpunkt Bunker Hill in Indiana, USA. Die Atomwaffe brennt und die unmittelbare Gegend wird dadurch verseucht.

1965

März US-Marine-Infanteristen landeten am Strand von Da Nang in Südvietnam. Bis Ende des Jahres war die Zahl der Kampftruppen in Vietnam auf 185.000 gestiegen.

24.09. Die Sowjetunion legt den UN einen Vertragsentwurf gegen die weitere Ausbreitung von Kernwaffen vor. » Im Wortlaut (PDF)aus dem Archiv der Blätter für deutsche und internationale Politik

29.10. Die USA zündet die Atombombe „Long Shot” mit einer Sprengkraft von 80 KT (Kilotonnen) in einem 700m tiefen Loch auf der nordpazifischen Insel Amchitka.

19.11. Eine Resolution der UN-Vollversammlung über die Nichtweiterverbreitung von Kernwaffen wird verabschiedet. » Im Wortlaut (PDF)aus dem Archiv der Blätter für deutsche und internationale Politik.

05.12. Ein A-4E Skyhawk Flugzeug mit einer B-43-Wasserstoffbombe vom USS Ticonderoga stürzt ins Meer nahe Japan und sinkt auf eine Tiefe von etwa 5.300 Meter.

1966

10.01. Der Ministerpräsident Indiens und der Präsident Pakistans erklären in der Deklaration von Taschkent den Entschluss, friedliche Beziehungen wieder herstellen zu wollen. » Im Wortlaut (PDF)aus dem Archiv der Blätter für deutsche und internationale Politik

02.07. Erster französischer Atomtest im Südpazifik mit einer Sprengkraft von 30 KT. Der Atomsprengsatz wurde auf einem Boot in der Lagune des Moruroa-Atolls gezündet.

1967

27.01. Der Weltraum-Vertrag, der die Stationierung von ABC-Waffen im Weltraum verbietet, wird unterzeichnet. » Im Wortlaut (PDF)aus dem Archiv der Blätter für deutsche und internationale Politik

02.03. US-Präsident Lyndon Johnson erklärt, dass er und der sowjetische Premier Alexej Kossygin bereit sind, Gespräche aufzunehmen. Versuche, die Gespräche jedoch anzufangen, scheitern.
 
14.02. Im Vertrag von Tlatelolco erklärt sich Lateinamerika zur atomwaffenfreien Zone. Inzwischen haben sich weltweit sieben atomwaffenfreie Zonen gebildet (die faktisch die ganze südliche Hemisphäre umfassen). » Im Wortlaut (PDF)aus dem Archiv der Blätter für deutsche und internationale Politik

20.04. Vor der Ile de Levante im Mittelmeer vor der französischen Küste bei Toulon wird der Prototyp der französischen Atomrakete M-112, die von einem U-Boot aus abgefeuert werden konnte, erfolgreich erprobt.

23.05. Drei arktische Radaranlagen des US-Frühwarnsystems in Kanada, Nordengland und Grönland fallen gleichzeitig aus. Der Verdacht auf einen feindlichen sowjetischen Angriff wird erhoben. Die Atombomber wurden daher in Alarmbereitschaft versetzt und die Atomwaffen startklar gemacht. Ein heftiger Sonnensturm war jedoch der Auslöser, der die Technik gestört hatte.

17.06. China zündet seine erste Wasserstoffbombe. Sie hat eine Sprengkraft von 3,3 Megatonnen.

18.09. Robert McNamara hält die "Mutual Deterrence" Rede in San Francisco - eine grundsätzliche Darlegung der nuklearen Verteidigungspolitik der USA und Ankündigung eines vorerst begrenzten ABM-Systems gegen China.

10.10. Der Weltraumvertrag tritt in Kraft. Er schreibt die friedliche Nutzung des Weltraums zum Wohle der gesamten Menschheit vor und untersagt die Stationierung von Atomwaffen im Erdorbit.

17.11. Beginn der ersten Runde der Strategic Arms Limitation Talks (SALT I) zwischen den USA und der Sowjetunion.

1968

Sieben Minuten vor Zwölf: Regionale Kriege brechen in Asien und dem Nahen Osten aus. Die USA sind in Vietnam verstrickt, Indien und Pakistan sowie Israel und arabische Staaten kämpfen gegeneinander. Darüber hinaus steigt durch die französischen und chinesischen Atomtests die Zahl der Atommächte. Das Bulletin beklagt die Ideenlosigkeit im Kampf gegen die Gefahren der atomaren Anarchie.

21.01. Ein US-amerikanischer B-52-Bomber stürzt über Thule in Grönland ab. Dabei werden vier Atombomben abgeworfen. Als Folge müssen die USA Hunderte von Tonnen mit Plutonium verseuchtem Eis entsorgen.

31.01. Die kriegsentscheidende Tet-Offensive des Vietcong beginnt.

16.02. Der Vorsitzende des Außenpolitischen Ausschusses im Senat der USA, Senator James William Fulbright, wirft US-Außenminister Dean Rusk vor, den Einsatz von taktischen Atomwaffen im Vietnamkrieg vorzubereiten. Das State Department dementiert die Anschuldigung.

28.02. Das US-Verteidigungsministerium gibt die Einstellung der ständigen Bereitschaftsflüge von B 52-Bombern mit Atomwaffen an Bord bekannt, nachdem bei einem Absturz über Grönland vier Wasserstoffbomben verlorengegangen waren.

07.03. Die Atomwaffenstaaten USA, Sowjetunion und Großbritannien bieten auf der Genfer Abrüstungskonferenz allen Staaten, die auf den Erwerb oder die Herstellung von Atomwaffen verzichten, eine Sicherheitsgarantie gegen atomare Erpressung durch dritte Staaten an.

08.-10.03. Ein mit drei Atomraketen bewaffnetes sowjetische U-Boot sinkt 1200 km von der Küste der Insel Oahu, Hawaii entfernt.

11.04. 1.200 km nordwestlich der Insel Oahu, Hawaii, in einer Tiefe von 4.900 Metern im Stillen Ozean, versinkt unter ungeklärten Umständen ein sowjetisches Diesel-U-Boot K-129 (Golf-Klasse). Drei ballistische Raketen (SS-N-5) und möglicherweise zwei Torpedos mit nuklearen Sprengsätzen sind an Bord. 80 Seeleute werden dabei getötet.

19.04. In Den Haag (Niederlande) berät die nukleare Planungsgruppe des Nordatlantikpakts (NATO) über Richtlinien für den taktischen Einsatz von Atomwaffen. Alle Teilnehmer sind jedoch der Ansicht, dass ein Raketenabwehrsystem gegen Atomwaffen für Europa gegenwärtig nicht in Frage kommt.

22.05. Das atomgetriebene U-Boot USS Scorpion versinkt 740 Kilometer südwestlich der Azoren Inseln. Alle 99 Seeleute an Bord sterben dabei. Ein Atomreaktor und zwei atomar bestückte ASTOR Torpedos versinken mit dem U-Boot auf 3.000 Meter Tiefe.

19.06. UN-Sicherheitsrat verabschiedet eine Resolution (255) die Sicherheitsgarantien für atomwaffenfreie Staaten gewährt, die NVV-Mitgliedstaaten sind. [Wortlaut, engl.]

01.07. Die drei Großmächte USA, UdSSR und Großbritannien unterzeichnen den Atomwaffensperrvertrag, der die Weitergabe von Atomwaffen an Drittländer untersagt. [Wortlaut]

07.07. Frankreich beginnt auf dem Moruroa-Atoll im Pazifik eine neue Atomwaffentestserie, gegen die es heftige Proteste der japanischen Regierung gibt.

21.07. Eine radioaktive Wolke, die von den französischen Atomwaffentests im polynesischen Moruroa-Atoll stammt, überquert das nördliche Chile.
 
24.08. Canopus: Frankreich zündet seine erste Wasserstoffbombe mit einer Sprengkraft von 2,6 Megatonnen auf der Insel Fangataufa im Südpazifik.

16.09. In London löst sich das “Komitee der Hundert” nach Meinungsverschiedenheiten über die Form künftiger Aktivitäten auf. Zu den Gründern der 1960 entstandenen Protestbewegung gegen Atomwaffen gehörte der britische Mathematiker und Literaturnobelpreisträger von 1950 Bertrand Russell.

28.09. In Genf endet die Konferenz der 96 Staaten, die nicht über Kernwaffen verfügen (29. 8. – 28. 9.), mit der Verabschiedung einer Deklaration, in der kernwaffenfreie Zonen, Sicherheitsgarantien für Nichtnuklearstaaten und die Abschaffung von Atomwaffen gefordert werden.
 
29.10. Der erste deutsche Atommeiler Obrigheim geht ans Netz.

27.11. Als erste Atomwaffenstaat hinterlegt Großbritannien in Moskau und Washington die Ratifikationsurkunden zum Vertrag für die Nichtweiterverbreitung von Kernwaffen vom 1. Juli.

1969

Zehn Minuten vor Zwölf: Fast die gesamte Welt kommt 1969 zusammen um den nuklearen Nichtverbreitungsvertrag zu unterzeichnen. Der Vertrag stellt eine Art „Tauschgeschäft“ dar, in dem die Nichtkernwaffenstaaten Zugang zu friedlicher Atomtechnik bekommen und gleichzeitig auf den Erwerb von Atomwaffen verzichten. Die Atomwaffenstaaten versprechen, ihre Waffen abzurüsten, sollten es die Umstände erlauben. Obwohl Indien, Israel und Pakistan die Unterschrift verweigern, ist das „Bulletin“ vorsichtig optimistisch.

14.03. ABM: U.S.-Präsident Nixon kündigt an, mit Hilfe des „Safeguard“-Programms die U.S.-amerikanischen Atomwaffen schützen zu wollen.

25.04. Der Vertrag von Tlatelolco tritt in Kraft (Lateinamerikanische atomwaffenfreie Zone).

16.07. Die Atomtestserie Operation Mandrel, die 52 unterirdische Atomdetonationen umfasst beginnt und geht bis zum 26. Juni 1970. Bei den meisten Tests wurde Radioaktivität freigesetzt.

29.09. Erster chinesischer Test mit einer Wasserstoffbombe in der Atmosphäre. Er hat eine Sprengkraft von ca. 3 Megatonnen.

02.10. Die USA führen eine zweite Testexplosion mit dem Codename „Milrow” auf der nordpazifischen Insel Amchitka durch.

17.11. Die USA und die Sowjetunion beginnen die SALT-I-Verhandlungen zur Begrenzung der strategischen Verteidigung und der strategischen Offensivwaffen.

28.11. Die Bundesrepublik Deutschlands unterzeichnet den Nichtverbreitungsvertrag.

Atomwaffen A-Z