Johnston Atoll
Das Johnston Atoll – auch als Kalama Atoll bekannt – liegt im nördlichen Pazifik, 1.150 km südwestlich von Hawaii. Die Inselgruppe gehört politisch zu den Vereinigten Staaten und ist als Naturschutzgebiet für die Öffentlichkeit unzugänglich.
Die Hauptinsel Johnstoninsel zählte bis 2004 noch etwa 317 Einwohner, hauptsächlich US-Militärs. Die 2,67 km² große Inselgruppe besteht aus den Johnston und Sand Atollen sowie den zwei künstlichen Inseln Akau im Norden und Hikina im Osten. Fast 70 Jahre lang war das Johnston Atoll unter der Kontrolle der US-Militärs.
Die Inseln wurden von den USA für insgesamt 12 Atomwaffentests genutzt und dabei 1962 bei der Explosion eines Flugkörpers stark mit Plutonium verseucht. Bis 2000 dienten die Inseln als Lagerstätten für radioaktives Material sowie für die Vernichtung chemischer und biologischer Waffen wie Sarin-Nervengas und Agent Orange. Im Jahr 2000 begannen Aufräumarbeiten.
Auch Raketen für hochatmosphärische Tests von „Starfish Prime“ (als Teil der Operation Dominic) wurden vom Johnston Atoll aus gestartet, wobei die auftretenden elektromagnetische Impulse (EMP) zahlreiche elektrische und elektronische Geräte auf Hawaii störten.
Bei einem Raketenstart am 20. Juni 1962 explodierte die Rakete in einer Höhe von ca. 10 Kilometern. Hierbei wurde die benachbarte Insel "Sand Island" mit Plutonium kontaminiert.
Bei einem weiteren Startversuch am 26. Juli 1962 explodierte die Rakete mit einem Atomsprengkopf auf der Abschussrampe, wodurch diese zerstört und das umliegende Areal mit Plutonium kontaminiert wurde. Dies führte zu einer fast vierteljährigen Pause der Experimente.
Diese wurden am 16. Oktober 1962 wieder aufgenommen, wobei es erneut zu einem Fehlschlag kam. Die Rakete vom Typ Thor DSV-2E explodierte in einer Höhe von 10 Kilometern, wodurch auf dem Johnston Atoll auch radioaktiver Niederschlag fiel.
Weitere Raketen zum Zweck hochatmosphärischer Atombombentests wurden gestartet:
- Oktober 1962 (Startrakete: Strypi, Sprengkopf: 60 Kilotonnen (KT), Explosionshöhe: 147 km)
- Oktober 1962 (Startrakete: Thor DSV-2E, Sprengkopf: 300 KT, Explosionshöhe: 50 km)
- November 1962 (Startrakete: Thor DSV-2E, Sprengkopf: 300 KT, Explosionshöhe: 98 km)
- November 1962 (Startrakete: Nike Herkules, Sprengkopf: ? KT, Explosionshöhe: 21 km).
Nachdem oberirdische Atomtests durch den partiellen Atomteststoppvertrag1963 verboten wurden, wurden bis 1975 vom Johnston Atoll aus zahlreiche Forschungsraketen (auch für die zivile Forschung) in Höhen von bis zu 1.148 Kilometern gestartet. Ende der 1980er Jahre wurde auf der Insel eine Anlage für die Verbrennung chemischer Kampfstoffe errichtet.
Ende 2003 wurden die Inseln vom Militär geräumt und die Verwaltung dem U.S. Fish and Wildlife Service übertragen. Dieser schuf das Naturschutzgebiet Johnston Atoll National Wildlife Refuge und gliederte es in den Pacific Remote Islands National Wildlife Refuge Complex ein.
Bearbeitungsstand: November 2021