Atomwaffen A-Z

Jupiter (bzw. Thor)

US-amerikanischer ballistischer Flugkörper mittlerer Reichweite der frühen 1960er Jahre. Drei NATO-Länder erklärten sich bereit, die Waffensysteme zu stationieren. Großbritannien installierte insgesamt 60 Thor-Flugkörper auf Stützpunkten der Royal Air Force. In Italien und der Türkei wurden jeweils 30 Thor-Flugkörper und 15 Jupiter-Flugkörper stationiert. Die USA behielten die Verfügungsgewalt über die insgesamt 150 in Europa stationierten Systeme.

Die Flugkörper wurden mit Flüssigtreibstoff angetrieben, was eine lange Reaktionszeit bedeutete. Zudem war das Trägheitslenksystem nicht genau genug, um Schläge gegen kleinere militärische Ziele damit führen zu können. Deshalb wurden Gefechtsköpfe im Megatonnen (MT)-Bereich verwendet. Die Zielplanung richtete sich hauptsächlich gegen Städte und Industrieanlagen. Die Reichweite betrug maximal 2400 km, weit genug, um Moskau und andere wichtige sowjetische Städte bedrohen zu können. Die in ortsfesten, ebenerdigen Stellungen installierten Flugkörper waren leicht verwundbar. Die Härtung der Stellungen wurde wegen der hohen Kosten verworfen, zumal sich die Stationierung dadurch verzögert hätte. Deshalb waren die Thor und Jupiter Flugkörper ausschließlich für einen Erstschlag geeignet. 1964 wurden Jupiter und Thor aus Europa abgezogen. (Neuman: Kernwaffen in Europa, Bonn 1982, S. 134f).

Bearbeitungsstand: September 2006

siehe auch: Erstschlag
siehe auch: MT (Megatonne)

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