Divine Strake
US-Atomtest
Mit Divine Strake sollen die Auswirkungen einer kleinen Atomwaffe auf unterirdische, verbunkerte Strukturen getestet werden. Der Test ist Teil eines Programms zur Verbesserung der Möglichkeiten, tief verbunkerte unterirdische Bunker- und Tunnel-Anlagen zu zerstören. Deshalb wird der Sprengstoff bei Divine Strake quasi »auf dem Dach« einer relativ typischen unterirdischen Bunkeranlage gezündet. Ein entsprechender Testtunnel befindet sich in relativ typischen Gesteinsformationen auf dem Testgelände in Nevada. Sechs bis sieben Meter unter der Erdoberfläche soll die Zündung erfolgen. So tief können vorhandene bunkerbrechende Waffen schon heute in die Erde eindringen. Die Auswirkungen der Druckwelle der Explosion auf den darunter liegenden Tunnelkomplex sollen von der Southern Methodist University genau protokolliert werden. Gerechnet wird mit der Bildung einer großen Staubwolke, die den Pilzwolken nach atomaren Explosionen ähnelt. Dem amerikanischen Kongress wurde mitgeteilt, man entwickle ein – so wörtlich – "Planungsinstrument, das das Vertrauen der Kriegsplaner in die Auswahl der kleinsten geeigneten nuklearen Sprengkraft stärken werde, die nötig ist, um unterirdische Anlagen bei gleichzeitiger Minimierung der Kollateralschäden zu zerstören".
Erstmals werden also bei Divine Strake die Auswirkungen der Explosion einer kleinen atomaren Waffe auf unterirdische Anlagen mit Hilfe einer konventionellen Explosion simuliert. Damit steht das Experiment im Kontext des Global-Strike-Konzeptes, das seit einigen Jahren vom Strategischen Kommando der US-Streitkräfte entwickelt wird. Mit dem Global-Strike-Konzept sollen die konventionellen und nuklearen Mittel und Fähigkeiten der USA, strategische sowie wichtige taktische gegnerische Ziele weltweit zu zerstören, in einen einzigen Operationsplan zusammengeführt werden. Dieser trägt die Bezeichnung OPLAN 8022 und wird seit einigen Jahren ständig weiterentwickelt. Gegenüber der Öffentlichkeit argumentiert das Pentagon, durch die Integration der konventionellen und nuklearen Bekämpfungsmöglichkeiten werde die Wahrscheinlichkeit eines Nuklearwaffeneinsatzes verringert.
Kritiker sehen das anders: Sie befürchten, dass die Hemmschwelle für den Einsatz kleiner Atomwaffen sinken wird, wenn er gemeinsam mit dem konventioneller Waffen geplant wird. Diese Befürchtungen erhalten durch den Divine Strake-Test neue Nahrung. Denn der Test kann die militärischen Planer geradezu ermutigen, ernsthaft über den wirksamen Einsatz kleinerer Nuklearwaffen nachzudenken. Er kann dazu führen, dass der Einsatz taktischer Atomwaffen zu einer realen Option wird.
Daneben ist ein weiterer Effekt denkbar: Durch Divine Strake können militärische Planer und Waffenentwickler lernen, welche Schäden ein kleiner Atomsprengsatz bei typischen unterirdischen Bunkeranlagen anrichtet. Daraus lassen sich Folgerungen ziehen für den Einsatz vorhandener Atomwaffen und die wünschenswerten Charakteristika neuer Nuklearsprengköpfe. (Quelle: www.bits.de )
Bearbeitungsstand: September 2007
siehe auch: Druckwelle
siehe auch: Taktische Atomwaffen