Atomwaffen A-Z

Enthauptungsschlag

engl.: decapitation strike

Der Begriff stammt aus der atomaren Kriegsführung. Er beschreibt einen überraschenden massiven Angriff mit Atomraketen, der den Zweck verfolgt, einem ebenfalls atomar gerüsteten Gegner die Gegenschlagmöglichkeit zu nehmen oder diese zumindest zu beschränken.

Zentrales Element eines Enthauptungsschlages ist neben der Überraschung eine hohe Zielgenauigkeit. Unter möglichster Schonung der Zivilbevölkerung sollen vorrangig Informationsstrukturen und Infrastruktur des Gegners ausgeschaltet werden, um eine mögliche Gegenreaktion auszuschließen. Obwohl der Gegner weiterhin über Atomwaffen für einen Gegenschlag verfügt, verliert er die Fähigkeit, seine Atomwaffen erfolgreich einzusetzen.

Ideales Einsatzmittel für einen Enthauptungsschlag sind Atom-U-Boote mit den darauf stationierten Atomraketen. Wenn sich die U-Boote im Küstenbereich des Gegners in Position gebracht haben, garantieren eine kurze Flugzeit in Verbindung mit einer hohen Zielgenauigkeit (für die US-Trident-Boote liegt der Streukreisradius bei ca. 90 m) einen erfolgversprechenden Überraschungseffekt.

Während der Zeit des Kalten Krieges haben die Großmächte Sowjetunion und USA sowohl Szenarien für die erfolgreiche Führung eines Enthauptungsschlages als auch geeignete Gegenmaßnahmen und Schutzmechanismen entwickelt. Dazu gehörte unter anderem die Dezentralisierung der politischen und militärischen Entscheidungszentralen beispielsweise durch die Schaffung mobiler Lage- und Gefechtszentralen. Von zentraler Bedeutung war dabei die Gewährleistung der Entscheidungsfähigkeit über den Einsatz der Nuklearwaffen, die in der Regel auf untergeordnete Entscheidungsebenen delegiert wurde. (LL)

siehe auch: Kalter Krieg
siehe auch: Streukreisradius

Bearbeitungsstand: September 2010

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