Atomwaffen A-Z

Kleingartach

ehem. Atomwaffenstandort, Deutschland

Im Rahmen der großräumigen Luftverteidigung Europas während der Zeit des Kalten Krieges waren auch die US-Streitkräfte an dem quer durch Deutschland verlaufenden Nike-Herkules Flugabwehrgürtel mit insgesamt sechs in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz, stationierten Bataillonen beteiligt. Das 3th Missile Battailon, 71th US Artillery Group verfügte über atomare Feuerstellungen in den Standorten Kornwestheim, Sachsenheim, Kleingartach und Wurmberg.

Die Nike-Feuerstellung (Launching Area) Kleingartach (49°06'28“N, 09°00'42“O) lag ca. 15 km westlich von Heilbronn in Baden-Württemberg. Die dort stationierte C-Battery, 3th Missile Battailon, 71th US Artillery Group bestand aus drei getrennten Bereichen: der Unterkunft, dem Feuerleitbereich in günstiger topografischer Lage mit bis zu 5 Radargeräten für Überwachung, Zielerfassung, Zielverfolgung und Flugkörperverfolgung und dem Abschussbereich mit jeweils 3 Abschussflächen und dazugehörigen Bunkern. In diesem Bereich befanden sich auch die Atomsprengköpfe.

In der Stellung Kleingartach waren bis 1969 atomare Flugabwehrraketen vom Typ Nike stationiert. An Atomsprengköpfen waren zwei Versionen verfügbar. Die kleinere mit der Bezeichnung B-XS hatte eine Sprengkraft von 2 Kilotonnen (KT). Die größere B-XL besaß ursprünglich 40 KT Sprengkraft. Letztere wurden in den 1970er Jahren gegen Sprengköpfe zu 20 KT ausgetauscht. Maximal waren je Stellung zehn Nuklear-Sprengköpfe vorhanden, acht mit der Stärke XS mit 2 Kilotonnen und zwei XL mit 40/20 Kilotonnen Sprengkraft. Sprengkraft. Das Waffensystem diente zur konventionellen Bekämpfung östlicher Bomberflotten in großer Höhe. Zusätzlich hätte es im Ernstfall Bodentruppen des Warschauer Paktes mit Nuklearsprengköpfen – auf westdeutschem Territorium – angegriffen. (LL)

Von 1971 bis 1973 wurde die Stellung von der 3rd Battailon 84th FA US-Pershingeinheit aus Heilbronn/Neckarsulm vorübergehend als Alarmfeuerstellung (QRA-Site) für das atomare Waffensystem Pershing 1a genutzt. Nach Fertigstellung der QRA-Site Waldheide wurde diese Stellung aufgegeben.

Bearbeitungsstand: November 2023

Weitere Informationen über Atomwaffenstandorte in Deutschland

 

Quellen:  Jürgen Dreifke, Michael Juhls, Rolf Meyer

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