Atomwaffen A-Z

Kriegsfeld (Northpoint)

ehem. Atomwaffenstandort, Deutschland

Das Sondermunitionslager Kriegsfeld (Northpoint) (49°40’22“N, 07°54’05“O) lag ca. 20 km südlich von Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz. In den 1950er Jahren diente der Standort zunächst als Flugabwehrstellung. Im Rahmen der großräumigen Luftverteidigung Europas während der Zeit des Kalten Krieges waren auch die US-Streitkräfte an dem quer durch Deutschland verlaufenden Nike-Herkules Flugabwehrgürtel mit insgesamt sechs in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz, stationierten Bataillonen beteiligt.

Das 5th Missile Battailon, 1th US-Army-Group verfügte über atomare Feuerstellungen in den Standorten Wackernheim, Dexheim, Quirnheim und Kriegsfeld (ab 1959 Dichtelbach).
In der Stellung Kriegsfeld waren von 1956 bis 1959 atomare Flugabwehrraketen vom Typ Nike stationiert. An Atomsprengköpfen waren zwei Versionen verfügbar. Die kleinere mit der Bezeichnung B-XS hatte eine Sprengkraft von 2 Kilotonnen (KT). Die größere B-XL besaß ursprünglich 40 KT Sprengkraft. Maximal waren je Stellung zehn Nuklear-Sprengköpfe vorhanden, acht mit der Stärke XS mit 2 KT und zwei XL mit 40/20 KT Sprengkraft.

Das Waffensystem diente zur konventionellen Bekämpfung östlicher Bomberflotten in großer Höhe. Zusätzlich hätte es im Ernstfall Bodentruppen des Warschauer Paktes mit Nuklearsprengköpfen – auf westdeutschem Territorium – angegriffen! Die Stellung Kriegsfeld wurde 1959 aufgegeben und die Einheit verlegte in die Stellung Dichtelsbach (Quellen: Jürgen Dreifke, Michael Juhls, Rolf Meyer).

Ab 1960 errichteten die US-Streitkräfte an gleicher Stelle ein Atomwaffenlager mit der Bezeichnung „Northpoint“. Das Lager diente als Nachschublager für kleinere atomare Standorte. Neben der Lagerung wurden auch Wartungs- und Reparaturarbeiten an den Gefechtsköpfen durchgeführt. Zu unterschiedlichen Zeiten wurden im Lager „Northpoint“ Gefechtsköpfe für die Rohr- und Raketenartillerie sowohl der amerikanischen Streitkräfte als auch der NATO-Partner bereitgehalten. Dazu gehörten atomare Granaten 155 mm, 203 mm und 280 mm sowie Gefechtsköpfe für das Kurzstreckensystem „Honest John“ und das Flugabwehrsystem Nike Herkules. Genaue Zahlen sind nicht bekannt. (LL)

Bearbeitungsstand: November 2023

Weitere Informationen über Atomwaffenstandorte in Deutschland

siehe auch: Wackernheim
siehe auch: Dichtelbach
siehe auch: Kalter Krieg
siehe auch: Kt-Wert
siehe auch: Sprengkopf

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