Atomwaffen A-Z

Wackernheim

ehem. Atomwaffenstandort, Deutschland

Im Rahmen der großräumigen Luftverteidigung Europas während der Zeit des Kalten Krieges waren auch die US-Streitkräfte an dem quer durch Deutschland verlaufenden Nike-Herkules Flugabwehrgürtel mit insgesamt sechs in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz, stationierten Bataillonen beteiligt. Das 5th Missile Battailon, 1st US Artillery Group verfügte über atomare Feuerstellungen in den Standorten Wackernheim (Oberolmer Wald), Dexheim, Quirnheim und Dichtelbach.

Die Nike-Feuerstellung (Launching Area) Wackernheim (Oberolmer Wald) (49°57'19”N, 8°10'39”O) lag ca. 8 km südwestlich der Stadt Mainz in unmittelbarer Nachbarschaft (2 km) zum ZDF (Zweites Deutsches Fernsehen). Die dort stationierte A-Battery, 5th Missile Battailon, 1st US Artillery Group bestand aus drei getrennten Bereichen:

  • der Unterkunft,
  • dem Feuerleitbereich in günstiger topografischer Lage mit bis zu 5 Radargeräten für Überwachung, Zielerfassung, Zielverfolgung und Flugkörperverfolgung,
  • dem Abschussbereich mit jeweils 3 Abschussflächen und dazugehörigen Bunkern. In diesem Bereich befanden sich auch die Atomsprengköpfe.

In der Stellung Wackernheim (Oberolmer Wald) waren bis 1983 atomare Flugabwehrraketen vom Typ Nike stationiert. An Atomsprengköpfen waren zwei Versionen verfügbar. Die kleinere mit der Bezeichnung B-XS hatte eine Sprengkraft von 2 Kilotonnen (KT). Die größere B-XL besaß ursprünglich 40 KT Sprengkraft. Letztere wurden in den 1970er Jahren gegen Sprengköpfe zu 20 KT ausgetauscht. Maximal waren je Stellung zehn Nuklear-Sprengköpfe vorhanden, acht mit der Stärke XS mit 2 Kilotonnen und zwei XL mit 40/20 Kilotonnen Sprengkraft. Sprengkraft. Das Waffensystem diente zur konventionellen Bekämpfung östlicher Bomberflotten in großer Höhe. Zusätzlich hätte es im Ernstfall Bodentruppen des Warschauer Paktes mit Nuklearsprengköpfen – auf westdeutschem Territorium – angegriffen. (LL)

Bearbeitungsstand: November 2023

► Weitere Informationen über Atomwaffenstandorte in Deutschland

 

Quellen: Jürgen Dreifke, Michael Juhls, Rolf Meyer

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