Atomwaffen A-Z

WEERAMANTRY Christopher, Richter

1926 – 2017

Weeramantry war ein Richter und Rechtswissenschaftler. Als Vizepräsident des Internationalen Gerichtshofs argumentierte er in einem Gutachten, dass die Androhung oder Anwendung von Atomwaffen im Allgemeinen gegen internationales Recht verstoßen. Seine Ansichten hatten Einfluss auf die Debatte über nukleare Abrüstung.

Christopher Weeramantry, geboren 17. November 1926 in Colombo, war Rechtsanwalt, Professor und Richter. Von 1967 bis 1972 war er Richter am Obersten Gerichtshof von Ceylon (heute Sri Lanka).

Von 1972 bis 1991 lehrte er an der Monash University, Australien, und er war häufig Dozent an anderen Universitäten, darunter Harvard und die Universitäten in Stellenbosch, Tokio und Hongkong. Er war Träger zahlreicher Preise und Auszeichnungen.

Danach wurde er Richter am höchsten Gericht der Welt für internationales Recht, dem Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag, von 1991 bis 2000, die letzten drei dieser Jahre als Vizepräsident.

Weermantry war nicht nur ein juristischer Gelehrter par excellence, er war ein Aktivist. Das Recht war für ihn ein Leitfaden zu einer besseren Welt, und er hatte keine Angst, mit unakademischer Leidenschaft über Bereiche der Gesellschaft zu sprechen und zu schreiben, in denen das Recht Ungerechtigkeit beheben oder eine Katastrophe verhindern konnte. Menschenrechte, Frieden, die Umwelt, Technik und nukleare Waffen waren solche Bereiche, der letzte vielleicht sogar noch mehr als die anderen.

In seiner eindrucksvollen 127-seitigen ‚dissenting opinion‘ (abweichende Meinung) zum IGH-Rechtsgutachten 1996 zu Atomwaffen beabsichtigte er nachzuweisen, dass die Ansicht des Gerichts, dass die Androhung und Verwendung von Atomwaffen im internationalen Recht illegal sei, nicht weit genug gehe: Er bestand darauf, dass eine solche Androhung und Verwendung unter allen möglichen Umständen illegal sei; und um sicherzustellen, dass jeder verstand, was er meinte, hatte er diese Worte kursiv gesetzt. Die ‚dissenting opinion‘ von Judge Weeramantry wurde teilweise ins Deutsche übersetzt; inklusiv das kritischste Kapitel des Gutachtens zur Selbstverteidigung. Weeramantrys ‚dissenting opinion‘ ist ein Dokument von großer rechtlicher und historischer Bedeutung.

Noch während seiner Dienstzeit als Vizepräsident des IGH eröffnete er eine Ausstellung zum Atomwaffengutachten im Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Das Highlight der Ausstellung war die Originalfassung des Rechtsgutachtens.

Nach dem Ende seiner Amtszeit am IGH war Judge Weeramantry – Christie wie ihn seine Freunde nannten – für die IALANA, die Internationale Vereinigung der Rechtsanwälte gegen nukleare Waffen, aktiv, für einige Jahre als Co-Präsident.

Nachdem Judge Weeramantry Präsident der Internationalen IALANA wurde, brachte sie eine kleine Broschüre von ihm heraus: Warum die atomare Bedrohung von Tag zu Tag zunimmt. In dieser Broschüre wird mit wenigen Worten und in einfacher Sprache die Besonderheit der Atomwaffen dargestellt. Insbesondere hat Weeramantry die eingetretenen Unfälle in der Vergangenheit zusammengestellt, „die der Öffentlichkeit wohl kaum bekannt sind“.

Weeramantry war von kleiner Statur und im Auftreten bescheiden, aber zugleich sehr eindrucksvoll. Er wurde mehrfach vom britischen House of Lords eingeladen, um über die Atomwaffenproblematik zu reden.

Im Jahr 2007 wurde Judge Weeramantry mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet, und zwar für „seine lebenslange bahnbrechende Arbeit für die Stärkung und Ausweitung des Völkerrechts“.

Ein Großer des Rechts, Christopher Gregory Weeramantry, starb friedlich in seinem Haus in Sri Lanka am 5. Januar 2017. rb

Bearbeitungsstand: Januar 2017

Bild oben: Richter Christopher Weeramantry, 2007. Foto: Henning Blatt / CC 3.0

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