Atomwaffen A-Z

Vietnamkrieg

engl.: Vietnam War

Der Krieg in Vietnam ging als einer der blutigsten Stellvertreterkriege in der Zeit des Kalten Krieges in die Geschichte ein und kostete Millionen Menschen das Leben. Weniger bekannt ist allerdings die Tatsache, dass während dieser Zeit auch mehrfach über den Einsatz von Atomwaffen nachgedacht wurde.
 
Bereits Mitte der 60er Jahre, während der Regierungszeit des demokratischen Präsidenten Lyndon B. Johnson (1963 – 1969), war ein Einsatz von Atomwaffen in Vietnam ein immer wieder diskutiertes Szenario, vor allem in Hinblick auf eine mögliche Beteiligung Chinas am Kriegsgeschehen. Die wichtigsten Entscheidungsträger der Johnson-Administration standen dem Einsatz von Atomwaffen allerdings kritisch gegenüber.

Mit dem Übergang der Regierungsgeschäfte von Lyndon B. Johnson auf den Republikaner Richard Nixon im Januar 1969 veränderte sich die politische Lage in den Vereinigten Staaten spürbar. Grundsätzlich galt Richard Nixon als Befürworter einer Strategie, die auf eine klare nukleare Übermacht der Vereinigten Staaten setzte.

Eine besondere Rolle für die Politik der USA in Vietnam während der Amtszeit Nixons spielte auch Henry Kissinger, der seit der Amtseinführung Nixons als offizieller Berater des Präsidenten für Außen- und Sicherheitspolitik fungierte und 1973 in das Amt des Außenministers wechselte.
So wurden unter Kissingers Leitung im Jahre 1969 die Planungen für die so genannte „Operation Duck Hook“ begonnen, die eine großangelegte Militäraktion gegen Nordvietnam bedeutet hätte. Dokumente legen nahe, dass Kissinger dabei selbst Überlegungen anstellte, eine Atomwaffe einzusetzen, um Nachschubwege von China nach Nordvietnam zu blockieren. Unklar ist allerdings, wie konkret solche Planungen tatsächlich waren.

Wenig später allerdings stand die Anwendung von Atomwaffen erneut zur Debatte. Kurz vor dem Rückzug der US-amerikanischen Truppen aus Südvietnam wurde wiederum ein schwerer Militärschlag gegen den Norden diskutiert, mit dem die US-Regierung das Blatt noch zu wenden hoffte, um den sieglosen Rückzug ihrer Truppen aus Südvietnam zu vermeiden. So erklärte Nixon während eines Interviews mit der New York Times, dass er während seiner Amtszeit ganze vier Mal erwogen habe, Atomwaffen einzusetzen, unter anderem, um den Vietnamkrieg zu beenden.

Letztlich konnte bei den Friedensverhandlungen in Paris Anfang 1973 ein Abzug der US-Truppen aus dem Süden Vietnams vereinbart werden, ohne dass eine nukleare Eskalation des Krieges stattgefunden hätte. Wie groß die Gefahr eines Einsatzes von Atomwaffen während des Vietnamkrieges dabei tatsächlich war, ist umstritten.

Dennoch lässt sich das sichere Fazit ziehen, dass Atomwaffen als Drohmittel ein wichtiger Teil der Kriegstaktik waren. Auch wenn Atomwaffen während des Vietnamkrieges tatsächlich nicht eingesetzt wurden, spielten sie also eine gewichtige und gefährliche Rolle in diesem Konflikt. (js)
 
Bearbeitungsstand: Januar 2013

weitere Informationen: Der Vietnamkrieg: Drohmittel Atomwaffen

siehe auch: Kalter Krieg

 

 

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