Atomwaffen A-Z

Treysa-Rörshain

ehem. Atomwaffenstandort, Deutschland

Das Sondermunitionslager Treysa-Rörshain (50°56’24“N 09°14’01“O) befand sich ca. 4 km nordöstlich der Stadt Schwalmstadt-Treysa in Nordhessen. Dort  lagerte die atomare Munition der 2. PzGrenDiv mit Sitz in Kassel. Das waren im Einzelnen die Atomwaffen für das Artillerieregiement 2 in Marburg, dem das FeldArtBtl 21 und das RakArtBtl 22 in Treysa unterstanden. Das FeldArtBtl 21 verfügte über eine Batterie atomwaffenfähiger Panzerhaubitzen M110 vom Kaliber 203 mm. Das RakArtBtl 22 verfügte ab 1960 über  3 Batterien und insgesamt 6 Raketenwerfern der Kurzstreckenrakete "Honest John". Später wurden 2 Raketenwerfer "Honest John" je Bataillon außer Dienst gestellt.
Zusätzlich verfügte Die PzBrig 6 in ihrem Panzerartilleriebataillon 65 in Arolsen-Mengeringhausen über eine Batterie mit atomwaffenfähigen Panzerhaubitzen M 109 vom Kaliber 155 mm.

Eingelagerte Munition
Im Lager Treysa-Rörshain wurde die gesamte atomare Munition der 2. deutschen Panzergrenadierdivision bevorratet. Dabei handelte es sich:

von 1960-1971 um Honest John Gefechtsköpfe vom Typ W-31 mit folgender Sprengkraft: Version Mod.0 Y1: 2KT, Version Mod.0 Y2: 40KT und Version Mod.3 Y3 mit 20KT.

von 1972-1989 um Gefechtsköpfe vom Typ W-48 für die Haubitze 155 mm mit folgender Sprengkraft: Version Mod.0: 72t, Version Mod.1: 72t.

von 1972-1989 um Gefechtsköpfe vom Typ W-29 für die Haubitze 203 mm mit folgender Sprengkraft: Version Mod.0 Y1: 0,1KT, Version Mod.0 Y2: 0,7KT, Version Mod.0 Y3: 1,1KT, Version Mod.1: 0,8KT. Über die Anzahl der eingelagerten atomaren Gefechtsköpfe gibt es keine Angaben. (LL)

Ein Zeitzeuge berichtet über den Wachdienst: „Die Begleitbatterie verfügte über drei Wachzüge. Diese lösten sich im drei Wochenrythmus jeweils donnerstags wie folgt ab: 1 Woche Wach- und Bereitschaftsdienst, 2 Tage Wachfrei, 1 1/2 Wochen Ausbildungsdienst. Der Wachzug im SAS bestand aus einem Wachhabenden, einen Stellvertreter, 12 Wachsoldaten (Postendienst) und 4 Soldaten Funktionsdienst (Fernmeldedienst und Küchendienst). Es befanden sich ständig 4 Soldaten auf Posten, davon einer als MG-Schütze. Die Wachsoldaten wurden alle 15 Minuten durch einen Postenanruf per Telefon kontrolliert. Der Postendienst dauerte in der Regel 2 Stunden, es folgten 4 Stunden Aufenthalt im Wachgebäude. Daraus ergaben sich pro Tag 8 Stunden Postendienst. Die Zeit im Wachgebäude war keine reine Ruhezeit, da täglich Alarmübungen durchgeführt wurden, wobei vorbereitete Alarmstellungen im Sicherheitsbereich besetzt werden mussten. Während der Dunkelheit wurde das Wachpersonal durch einen zivilen Hundeführer im Streifendienst verstärkt.
Das Wachpersonal wurde täglich ausgetauscht und bildete dann den sogenannten Bereitschaftszug, der in der Kaserne einsatzbereit wartete und bei Alarm innerhalb von 20 Minuten am SAS eintreffen musste. Alle Soldaten (Wachzug und Bereitschaftszug) trugen 100 Schuss scharfe Gewehrmunition am Mann, der MG-Schütze entsprechend mehr. (Volker Stein)

Bearbeitungsstand: Januar 2012

Weitere Informationen über Atomwaffenstandorte in Deutschland

siehe auch: Honest John
siehe auch: Panzerhaubitze M 109
siehe auch: Panzerhaubitze M 110
siehe auch: Sondermunitionslager

Atomwaffen A-Z