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Manhattan-Projekt

engl.: Manhattan Project

Unter dem Codenamen „Manhattan Project“ entwickelten mehr als 150.000 Wissenschaftler*innen, Techniker*innen und Arbeiter*innen in den dafür ausgebauten geheimen Los Alamos Labors sowie vielen anderen über die USA verstreuten Laboratorien und Industrieanlagen, wie Ames, MIT, Oak Ridge, Hanford, Chicago, Dayton oder Alamogordo, die ersten Atombomben. Bis Ende 1945 beliefen sich die Kosten auf 1,9 Milliarden US-Dollar. Das Manhattan-Projekt zählt zu den größten technischen Forschungs- und Entwicklungsprojekten der Menschheitsgeschichte. Es wurde in den Jahren 1942 bis 1945 mit dem Ziel der Entwicklung von Atombomben durchgeführt.

Seit 1939 sondierte eine Reihe von Wissenschaftler*innen in verschiedenen Ländern der Erde die militärische Nutzung der ungeheuren, durch Kernspaltung freisetzbaren Energien. In den USA war es vor allem die Elite von Emigrant*innen aus den europäischen Ländern unter faschistischer Herrschaft. Ursprünglich war das Angriffsziel Deutschland. Der Vorreiter des Manhattan-Projekts war das Uranium Committee der National Academy of Sciences, dessen erster Bericht zeigt, wie sich führende amerikanische Wissenschaftler mit dem Potenzial der Kernenergie für militärische Zwecke auseinandersetzten. Zu Beginn wurden drei Möglichkeiten ins Auge gefasst: radiologische Kriegsführung, eine Energiequelle für U-Boote und Schiffe sowie Sprengstoff. Die Herstellung von Material für jeden dieser Zwecke erforderte die Fähigkeit, Uranisotope zu trennen, um spaltbares Uran-235 zu erzeugen. Auch die Erzeugung einer nuklearen Kettenreaktion war für diese Fähigkeiten erforderlich.

Nach einem zögerlichen Anfang begann nach dem japanischen Überfall auf Pearl Harbor im Dezember 1941 und dem Kriegseintritt der USA eine intensive Nuklearforschung mit Schwerpunkt in Los Alamos. Offiziell begann das Projekt im Jahr 1942 und umfasste Teams an verschiedenen Orten und Instituten, die parallel an mehreren Ansätzen arbeiten. Die gesamten Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten waren hoch geheim und wurden dem US-Kriegsministerium unterstellt. Die militärische Leitung ging an General Leslie Groves, die wissenschaftliche Leitung übernahm der Quantentheoretiker J. Robert Oppenheimer.

Der Hauptansatz war die Entwicklung einer Uran- und Plutoniumbombe. Für die Uranbombe wurde eine Methode namens "Hochtemperatur-Isotopentrennung" verwendet, während für die Plutoniumbombe die „Kernreaktor-Kettenreaktion“ genutzt wurde. Die Forscher machten während des Projekts große Fortschritte, es gab jedoch viele technische Herausforderungen zu bewältigen. Die Materialbeschaffung, die Skalierung der Produktionsprozesse und die Sicherheitsaspekte waren nur einige der Probleme, mit denen sie konfrontiert waren.

Die erste Kettenreaktion fand am 2. Dezember 1942 im Rahmen des Manhattan-Projekts im sogenannten "Chicago Pile-1" statt. Der Chicago Pile-1 war ein experimenteller Kernreaktor, der von dem italienisch-amerikanischen Physiker Enrico Fermi und seinem Team an der University of Chicago konstruiert wurde. Bei der ersten Kettenreaktion im Chicago Pile-1 wurde Uran-235 als Brennstoff verwendet. Die erfolgreiche Durchführung der ersten kontrollierten Kettenreaktion bestätigte die theoretischen Konzepte und legte den Grundstein für weitere Forschungen und Experimente im Rahmen des Projekts.

Um genügend spaltbares Uran-235 für die Bombe zu gewinnen, musste das Projekt Methoden zur Anreicherung von Uran entwickeln. Es wurden zwei Hauptverfahren entwickelt: das Gasdiffusionsverfahren und das elektromagnetische Verfahren. Diese Anreicherungstechniken waren von entscheidender Bedeutung für die Produktion von genügend hochangereichertem Uran für die Bombe.

Neben der Verwendung von Uran-235 erforschte das Manhattan-Projekt auch die Produktion von Plutonium-239 als Brennstoff für eine andere Art von Atombombe. Es wurde ein großer Produktionsreaktor in Hanford, Washington, gebaut, um Plutonium durch Neutronenbeschuss von Uran-238 herzustellen.

Ab 1. Juli 1944 bekam das Manhattan-Projekt Vorrang vor jedem anderen Projekt der Vereinigten Staaten. Das Laboratorium in Los Alamos musste umstrukturiert werden, da die geplante Atomwaffe innerhalb der kommenden zwölf Monate einsatzbereit sein sollte.

Im August 1944 gab es auf Grund der Forschungsergebnisse die erste Schätzung für einen realistischen Bombeneinsatz; und zwar für Mitte Frühling 1945. In diesem Monat begann auch die Air Force den Bomber B-29 für den Einsatz mit Atomwaffen umzurüsten.

Am 16. Juli 1945 um 5:29:45 Uhr wurde die erste Atomexplosion der Geschichte ausgelöst. Die Sprengkraft entsprach 20-22 KilotonnenTNT und verdampfte den Stahlturm, auf dem die Bombe angebracht war. Der Test bestätigte die Wirksamkeit und Sprengkraft der Bombe und ermöglichte den Wissenschaftler*innen, weitere Informationen über ihre Funktionsweise zu sammeln.

Die Uranbombe „Little Boy“ und die Plutoniumbombe „Fat Man“ wurden mit fatalem Erfolg über Japan gezündet.

Folgende Personen arbeiteten u.a. an dem Projekt:

Das Manhattan-Projekt war ein Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit. Es führte zur Entdeckung der Kernenergie und legte den Grundstein für den nuklearen Wettlauf zwischen den USA und der Sowjetunion im Kalten Krieg. Es hatte auch weitreichende Auswirkungen auf die internationale Sicherheit und die Weitergabe von Atomwaffen sowie die Umwelt und Gesundheit der Menschen. ee/xh/ai

Bearbeitungsstand: Juli 2023

► Weitere Informationen über die Entwicklung der Atombombe

Quelle:

Eugen Eichhorn: Manhattan-Projekt-Abstrakt, TFH Berlin 2005
Manhattan Project National Historical Park: African Americans at Los Alamos and Oak Ridge: A Historic Context Study, Februar 2019
National Security Archive: The Atomic Bomb and the End of World War II, 04.08.2020
Outrider: The Women who built the Bomb, 20.02.2018

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