Kasachstan
ehem. Atomwaffenstaat
Kasachstan war neben Russland, Weißrussland und der Ukraine eine der vier ehemaligen Sowjetrepubliken, auf deren Territorium nach Auflösung der Sowjetunion Atomwaffen stationiert waren. Nach Erlangung der Unabhängigkeit befand sich im Herbst 1991 das viertgrößte Atomwaffenarsenal der Welt auf dem Territorium Kasachstans. Beim Zerfall der UdSSR waren 104 Einheiten SS-18 mit je zehn Sprengköpfen in zwei kasachischen Stützpunkten stationiert. Dazu kamen 40 strategische Bomber vom Typ Tu-95MS ›Bear H‹ mit insgesamt 370 Cruise missiles (mit je einem Atomsprengkopf). Zudem erbte die Republik die gesamte Produktionsindustrie sowie die wissenschaftliche Forschungsbasis für die Produktion und Modernisierung von Atomwaffen.
Das wichtigste strategische Objekt war das Atomwaffentestgelände Semipalatinsk, das zweitgrößte Atomtestgelände der Welt. Im Gebiet Semipalatinsk wurden zwischen 1949 und 1989 auf einer Fläche von 18.000 km² 456 Atomwaffentests durchgeführt. Das Gelände wurde durch einen Erlass des Präsidenten Kasachstans vom 29.8.1991 offiziell geschlossen. Im Jahr 2000 wurden die letzten Testschächte unbrauchbar gemacht. 18 Jahre nach der Schließung des Testgeländes brachte Kasachstan eine Resolution in den Vereinten Nationen ein, die einstimmig angenommen wurde, dass der 29. August zum Internationalen Tag gegen Atomtests ernannt wird. [»UN-Resolution 64/35 PDF] Seitdem wird jedes Jahr an diesem Tag in Kasachstan den Folgen der Atomtests gedacht und für den endgütigen Atomteststopp durch das Inkrafttreten des Atomteststoppvertrages geworben.
Kasachstan ratifizierte den START-I-Vertrag am 2. Juli 1992. Bis Februar 1994 wurden 33 Bomber nach Russland gebracht, sieben waren nicht mehr einsatzfähig. Mit der Ratifizierung des Atomwaffensperrvertrags im Jahr 1993 wurde die Basis für den Abzug der Atomwaffen aus Kasachstan geschaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, mussten alle in Kasachstan stationierten Atomwaffen an Russland übergeben werden. Im April 1995 wurde der Abzug der Atomsprengköpfe der kasachischen ICBM nach Russland beendet, bis 1996 folgten die Raketen selbst. Die ICBM-Startsilos wurden zerstört.
Kasachstan unterzeichnet den Vertrag von Semei am 8. Dezember 2006, der Zentralasien zur atomwaffenfreien Zone macht. Die ersten Schritte zur Einrichtung einer atomwaffenfreien Zone begannen mit der Erklärung von Almaty im Jahre 1992. Eine Resolution zur Einrichtung einer solchen Zone wurde von der Generalversammlung der Vereinten Nationen 1997 einstimmig angenommen und im Jahr 2000 bekräftigt. (Quellen: Zeit-online)
Bearbeitungsstand: Dezember 2016