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Black Hills/Paha Sapa

Uranbergbau, USA

Die Gebirgskette der Black Hills sind ein heiliger Ort für die dort ansässigen Stämme der Lakota und stehen hier exemplarisch für die Vierstaatenregion von South Dakota, Wyoming, Montana und North Dakota, in der Schätzungen zufolge 1.000 Uranminen und Probebohrlöcher zu finden sind. Seit über 40 Jahren ist die Bevölkerung dort den strahlenden Hinterlassenschaften des einstigen Uranrausches ausgesetzt.

Hintergrund

In den Bergen der Region rund um die Black Hills liegen riesige Bodenschätze, die seit Jahrzehnten in großem Umfang abgebaut werden. Das Volk der Lakota verbindet eine lange Geschichte mit den Black Hills, die sie in ihrer Sprache „Paha Sapa“ nennen und die für sie einen spirituellen Ort darstellen. 1868 garantierte die US-Regierung der „Great Sioux Nation“ im Vertrag von Fort Laramie, dass Siedlungsrechte in den Black Hills dem Volk der Lakota vorbehalten sein würden. Nur wenige Jahre später wurde allerdings Gold in den Bergen entdeckt und mit dem einsetzenden Goldrausch verlor der Vertrag rasch an Bedeutung.

Neben der auch heute noch andauernden Goldschürfung hatte jedoch vor allem der Fund von Uran in den 1950er Jahren einen einschneidenden Effekt auf das Leben der Lakota. Große Bergbauunternehmen, aber auch einzelne Farmer, begannen, auf dem Land der indigenen Bevölkerung nach dem gefragten Erz zu graben. Auf die erste Uranmine nahe der Stadt Edgemont folgten bald weitere Minen im gesamten Gebiet der Black Hills. Zwischen 1951 und 1964 wurde aus den Minen ein Ertrag von über 680.000 kg „Yellowcake“ gefördert, der Rohstoff für Atombomben und -brennstäbe. In den 1980er Jahren erstritten Umweltorganisationen ein Ende des Uranabbaus. Mangelhafte Regulationen und Renaturalisierungs-Bestrebungen für die bergbaugeschädigte Region hatten jedoch zur Folge, dass die verlassenen Minen nie hinreichend versiegelt oder gegen Lecks und Auslaufen radioaktiver Substanzen gesichert wurden.

Folgen für Umwelt und Gesundheit

Für die Bevölkerung der Black Hills sind die unversiegelten Minenschächte ein großes Problem. Laut der Umweltorganisation „Defenders of the Black Hills“ gibt es Hunderte solcher Minen in der Region, außerdem Tausende von radioaktiv kontaminierten Bohrlöchern, zum Teil über 200 m tief, von denen viele mit Wasser gefüllt sind. Von ihnen geht die ständige Gefahr aus, dass radioaktives Abwasser ins Grundwasser oder über kleinere Bäche in die Flüsse Cheyenne und Missouri gelangen könnte. Zudem fanden Felduntersuchungen im Bereich der Minen in den Jahren 1999 und 2000 bodennahe Strahlendosen von 40 Mikrosievert pro Stunde, was in etwa dem 200-400-Fachen der natürlichen Hintergrundstrahlung in der Region entspricht.

Nachdem geologische Untersuchungen eine erhöhte Konzentration von gelöstem Uran im Arikaree Grundwasserleiter unterhalb des Lakota Reservats Pine Ridge feststellten, beantragte deren Gemeinderat bei der US-Behörde für Giftstoffe (ATSDR) eine Untersuchung von Wasser- und Luft-Proben. Dabei wurden hohe Konzentrationen von Alpha-Strahlern im Trinkwasser und erhöhte Mengen von Radongas in Wohnhäusern festgestellt. Die „Defenders of the Black Hills“ führten darüber hinaus eigene Untersuchungen in Kooperation mit privaten Laboren durch und entdeckten ebenfalls Alpha-Strahler in Konzentrationen über der empfohlenen Höchstgrenze. Die Aufnahme solcher radioaktiver Partikel über das Trinkwasser kann zu Krebs und anderen Krankheiten führen.

Im Pine Ridge Reservat leidet eine übermäßig hohe Zahl der Menschen an Krebs, Diabetes und Nierenversagen. Auch Totgeburten, Fehlgeburten und Fehlbildungen treten unter der Bevölkerung der Black Hills vermehrt auf. Bis auf die als vorläufig zu erachtenden Luft- und Wasser-Studien gibt es bisher dennoch keine Untersuchungen der offenbar außergewöhnlichen Gesundheitsprobleme der Bewohner von Pine Ridge.

Ausblick

Obwohl der Uranabbau in den 1980er Jahren vorerst beendet wurde, wurden schon ab 1990 neue Minen in Auftrag gegeben. Im Jahr 2011 teilte die kanadische Firma Powertech mit, dass sie ein Uranbergbauprojekt in der Nähe von Edgemont plane. Umweltschützer mahnen, dass noch mehr Grundwasser führende Schichten radioaktiv verseucht werden könnten. Von der geplanten Mine wären allein vier Grundwasserleiter betroffen.

Neben den sozialen und ökonomischen Problemen des Lebens in Reservaten leiden die Lakota unter den ökologischen und gesundheitlichen Folgen von vier Jahrzehnten Uranabbau. Bis zum heutigen Tag hat keine gründliche wissenschaftliche Untersuchung ihrer gesundheitlichen Probleme stattgefunden, sodass das Ausmaß der radioaktiven Verseuchung der Black Hills und die Folgen für die Lakota weiterhin nicht abgeschätzt werden können. Fest steht jedoch jetzt schon, dass ihr Leben durch die Atomindustrie und deren Gier nach billigem Uran für Bomben und Kraftwerke nachhaltig beeinträchtigt wurde. Auch die Lakota sind Hibakusha.

 

Bearbeitungsstand: Mai 2014

Quelle:

IPPNW, Hibakusha Weltweit, Ausstellung, 2014

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