Atomwaffen A-Z

Baden-Söllingen

ehem. Atomwaffenstandort Deutschland

Der kanadische Fliegerhorst Baden-Söllingen (48°45'37”N, 08°04'54”O) lag ca. 12 km westlich der Stadt Baden-Baden. Von 1953 bis 1993 waren hier auch Soldaten der Royal Canadian Air Force (422 (S/A) Squadron „Tomahawk“ CF-104) stationiert. Nach Abschluss der Ausstattung der kanadischen Luftwaffe mit dem Atombomber Starfighter F104 wurden ab 1964 US-amerikanische Atomsprengköpfe vom Typ Mk.28 FUFO auf dem Fliegerhorst für den Einsatz bereitgehalten. Diese Freifallbomben verfügten über eine Sprengkraft von 1100 Kilotonnen (KT). Ab 1968 wurde die Mk.28 durch die Mk.43 Atombombe abgelöst. Diese Waffe verfügte über eine unveränderliche Sprengwirkung von 1 Megatonne (MT). Sie war als Außenlast speziell für den Abwurf von schnell und tieffliegenden Jagdbombern entwickelt worden.

Gemäß den NATO-Forderungen wurden pro Geschwader ständig vier Maschinen (später auf zwei reduziert) in der QRA in Bereitschaft gehalten. Unter einem „Dual Key Arrangement“ wurde sichergestellt, dass kanadische und US-amerikanische Offiziere gleichzeitig den Einsatzbefehl geben mussten, um Missbräuche zu verhindern. Innerhalb der QRA durfte sich nur eine begrenzte Anzahl ausgewählter Personen aufhalten und sich niemals alleine den atomar bewaffneten Maschinen nähern. Kein Starfighter wurde jemals mit atomarer Bewaffnung außerhalb der QRA bewegt, geschweige denn geflogen. Die speziell entwickelten Abwurfverfahren für den Tiefflug wurden mit Trainingsbomben („shapes“, welche die gleichen ballistischen Eigenschaften wie die Mk 28 aufwiesen) auf den Schießplätzen Capo Frasca auf Sardinien und Suippes in Frankreich geübt. Das automatische Bombenabwurfsystem LABS half dem Piloten, ein Flugprofil einzuhalten, welches einen Abwurf im Tiefflug und ein anschließendes Entkommen ermöglichte. Dabei wäre entweder ein Abwurf „über die Schulter“ oder mit Fallschirm (Low Angle Drogue Delivery) in Betracht gekommen. Eine Besonderheit der kanadischen Starfighter-Flotte bestand darin, dass auch eine begrenzte Anzahl von CF-104D-Doppelsitzern für die Aufnahme von Atomwaffen ausgerüstet wurde”.

Der atomare Einsatz endete im Dezember 1971. Danach flogen die USA ihre Atomwaffen zurück in die Vereinigten Staaten und zogen ihr Detachement mit dem speziell ausgebildeten Wach- und Wartungspersonal vom Fliegerhorst Baden-Söllingen ab.
Bearbeitungsstand: Juli 2011

►Weitere Informationen über Atomwaffenstandorte in Deutschland

Quelle:

Deutsche Phantom Staffel: Die McDonnell Douglas F-4 Phyntom und ihre Zeit in der Luftwaffe, März 2018

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