Atomwaffen A-Z

Nukleare Erpressung

Das Gleichgewicht des Schreckens – ein Basiselement des Kalten Krieges - gehört endgültig der Vergangenheit an. An seine Stelle ist ein eklatantes nukleares Ungleichgewicht mit der permanenten Möglichkeit zur nuklearen Erpressung zum bestimmenden Faktor im Verhältnis zwischen den USA und dem Rest der Menschheit getreten. Der reale Gehalt einer Erpressung misst sich an der Fähigkeit des Erpressers, seinen Willen durchzusetzen. Auf dieses Ziel arbeiten die USA seit Jahren hin. Die USA machen dem von ihnen erfundenen Bedrohungsszenario - Atomwaffen im Rucksack von Terrortouristen - alle Ehre. Mit der Entwicklung von Miniatomwaffen und atomaren Bunkerbrechern soll die US-Nuklearmacht stets auf dem modernsten Stand der Technik gehalten werden.

In der amerikanischen Wahrnehmung hat der Atomkrieg eine erschreckend banale Bedeutung angenommen. Der Pentagon-Plan sieht den Einsatz von Kernwaffen auch in regionalen Konflikten vor. Überall dort, wo amerikanische Bürokraten und Generäle ihre als natürlich vorausgesetzte Ordnung bedroht sehen. Sieben Länder wurden von den US-Militärs zu atomaren Feindnationen erklärt, darunter Russland und die VR China. Länder, die nach dem 11. September als Bündnispartner im US-Krieg gegen den Terror gewonnen wurden

Je länger der »Antiterrorfeldzug« anhält, desto großzügiger agieren die USA bei der Auswahl ihrer Feinde. Zuerst war es das internationale Al-Qaida-Netzwerk, dessen Ausrottung auf dem Territorium Afghanistans zu erfolgen hatte. Dann richtete Bush junior sein Augenmerk auf die »Achse des Bösen«: Irak, Iran und Nordkorea. Nun wurden auch Russland und China wieder in die Rolle von Schurkenstaaten zurückversetzt. Während Moskau sein Schicksal in slawischer Gleichmut hinzunehmen scheint, hat Peking gegen die ihm zugedachte Rolle als amerikanisches Atomkriegsziel scharf protestiert. China zeigt Anstalten, die amerikanische Herausforderung anzunehmen. Damit zeichnen sich Konturen eines Konfliktes ab, der den weiteren Verlauf des 21. Jahrhunderts maßgeblich prägen könnte. Die staatskapitalistische Volksrepublik ist das einzige Land, das die Globalisierung nach dem Ebenbild der USA langfristig konterkarieren und damit den Unilateralismus beenden könnte. (Quelle: Werner Pirker, Junge Welt, 12.03.2002)

Bearbeitungsstand: Oktober 2008

siehe auch: Gleichgewicht des Schreckens
siehe auch: Kalter Krieg

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