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Nuklearterrorismus

engl.: nuclear terrorism

Nuklearterrorismus bedeutet, dass Terrorgruppen über radioaktives Material oder Nuklearwaffen verfügen und damit drohen, diese bei Terroranschlägen einzusetzten oder tatsächlich ohne Vorwarnung zum Einsatz bringen. In einem UN-Bericht heißt es: “Das Risiko, dass al-Qaida Massenvernichtungswaffen erwirbt und einsetzt, steigt weiter“. Angriffe mit ABC-Waffen könnten sich gegen Chemiefabriken oder Atommeiler richten, doch auch Sportstadien, Stadtzentren, U-Bahn-Schächte oder zentrale Klimaanlagen sind potenzielle Ziele.

Noch befinden sich keine Atomwaffen in den Händen von Terroristen, versichert die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) in Wien, auch sei deren Herstellung bislang noch zu aufwendig und zu teuer, um sie außerhalb staatlicher Strukturen betreiben zu können. Sehr viel anders stelle sich die Lage allerdings dar, wenn potenzielle Täter auf die mögliche Unterstützung durch Staaten rechnen könnten, die über Kernwaffen verfügen beziehungsweise diese entwickeln.

Unabhängig davon ist es nie auszuschließen, dass terroristische Kommandos in den Besitz nuklearer Sprengköpfe gelangen. Expertisen bestätigen überdies, dass Terroristen grundsätzlich in der Lage wären, einen nuklearen Sprengsatz auch selbst zu bauen. Die dafür nötigen Kenntnisse sind frei verfügbar, spezifische theoretische Grundlagen sogar im Internet nachzulesen. Relativ mühelos rekonstruierbar wäre ein nuklearer Sprengkörper, der zunächst nur die Fähigkeit besäße, eine Kernexplosion auszulösen. Wie die Hiroshima-Bombe 1945 bräuchte er ein einfaches Design und beträchtliche Mengen an Nuklearmaterial, würde allerdings über ein solches Gewicht verfügen, dass nur ein Transport per Schiff, Flugzeug oder Lastwagen denkbar wäre - keinesfalls jedoch mit einer ballistischen Rakete.

Eine der größten Hürden für Terroristen bleibt der Erwerb des atomaren Brennstoffs, denn nur metallisches Plutonium oder hochangereichertes Uran (HEU) können direkt in Kernwaffen eingesetzt werden. Grob geschätzt benötigt man für einen Sprengkopf mindestens 20 Kilogramm HEU oder acht Kilogramm Plutonium. Nach Angaben des Bulletin of the Atomic Scientists gibt es derzeit auf der Welt 3.755 Tonnen nukleares Spaltmaterial. (Quelle: Wolfgang Kötter, Das Fenster der Verwundbarkeit ist weit aufgestoßen, in Der Freitag, 03.12.2004)

Bearbeitungsstand: Januar 2010

siehe auch: Hochangereichertes Uran
siehe auch: IAEO
siehe auch: Plutonium

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