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Hochangereichertes Uran (HEU)

engl.: highly enriched uranium

Hochangereichertes Uran (HEU) ist ein waffenfähiges Material, das sowohl im zivilen als auch im militärischen Bereich verwendet wird. Viele Forschungsreaktoren sowie Reaktoren zur Herstellung medizinischer Isotope wurden und werden mit waffenfähigem, hochangereicherten Uran (HEU) betrieben. HEU kommt ferner noch in den Reaktoren von atomgetriebenen U-Booten und Schiffen zum Einsatz. Insgesamt wird heute noch in 24 Ländern mit HEU gearbeitet – zum Glück mit abnehmender Tendenz. Dadurch ist eine besonders hohe Gefahr der illegalen Abzweigung zum Atomwaffenbau gegeben.

Seit über 15 Jahren bemüht sich die internationale Gemeinschaft deshalb, hochangereichertes Uran aus dem Forschungsbereich zurückzudrängen. Dank technischer Alternativen besteht heute die Möglichkeit, die zivile Verwendung und damit den Handel mit hochangereichertem Uran vollständig abzuschaffen.

Das spaltbare Isotop Uran-235 kommt im natürlichen Uran nur in einer Konzentration von 0,7% vor. Um es für zivile Zwecke in Leichtwasserreaktoren nutzen zu können, muss es auf 3 bis 4% angereichert werden.

Nach der von der Europäischen Gemeinschaft verwendeten Definition spricht man von hochangereichertem Uran (HEU), wenn es mindestens 20% Uran-235 enthält. Prinzipiell könnte Uran-235 in einer Konzentration ab 20% bereits zur Herstellung einer Nuklearwaffe verwendet werden. Ein solcher Sprengsatz würde allerdings große Mengen Uran erfordern und wäre sehr ineffizient. Daher spricht man erst ab einem Anreicherungsgrad von 85% von waffentauglichem Material. Die am 6. August 1945 auf Hiroshima abgeworfene Bombe »Little Boy« enthielt knapp 60 kg auf 93% angereichertes HEU.

Während weltweit seit Jahrzehnten internationale Anstrengungen zur Umrüstung von Forschungsreaktoren auf niedrig angereicherte, nicht waffentaugliche Brennstoffe laufen, setzte die Bayerische Landesregierung mit der TU München noch vor wenigen Jahren gegen massive Proteste den Bau eines neuen, mit HEU betriebenen Forschungsreaktors durch: der FRM-II in Garching. Jedes Jahr kommen dort 40 Kilogramm HEU zum Einsatz, viele unbestrahlte HEU-Brennelemente werden am Reaktorstandort mitten auf dem Campus gelagert. Selbst die bestrahlten Brennelemente, die ins Atommüll-Zwischenlager Ahaus verfrachtet werden sollen, enthalten noch waffenfähiges HEU.

ExpertInnen befürchten, dass andere Betreiber von Forschungsreaktoren unter Verweis auf den FRM-II die Umrüstung auf niedrig angereichertes Uran verweigern oder, wie die TU München, gar neue mit waffenfähigem Material betriebene Reaktoren bauen. Für die internationalen Bemühungen, HEU aus allen Anwendungen zu verbannen, ist der FRM-II daher ein schwerer Rückschlag.

Laut Schätzung im Januar 2015 des International Panel on Fissile Materials gibt es mehr als 1.300 Tonnen HEU weltweit. Davon sind 93% in Russland und den USA. 32 Staaten haben mittlerweile auf die Verwendung von HEU verzichtet. (Quellen: IPPNW, IPFM)

Bearbeitungsstand: Dezember 2016

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