Hasselbach
Im Rahmen der großräumigen Luftverteidigung Europas während der Zeit des Kalten Krieges waren auch die US-Streitkräfte an dem quer durch Deutschland verlaufenden Nike-Hercules Flugabwehrgürtel mit insgesamt sechs in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz, stationierten Bataillonen beteiligt.
Die ehemalige US Nike-Feuerstellung (Launching Area) Hasselbach (50°02'36“N, 7°25'29“O) lag ca. 3 km südlich der Stadt Kastellaun im Hunsrück. Die dort stationierte B-Battery, 5th Missile Battallion, 6th US-Arty-Group bestand aus drei getrennten Bereichen: der Unterkunft, dem Feuerleitbereich in günstiger topografischer Lage mit bis zu 5 Radargeräten für Überwachung, Zielerfassung, Zielverfolgung und Flugkörperverfolgung und dem Abschussbereich mit jeweils 3 Abschussflächen und dazugehörigen Bunkern. In diesem Bereich befanden sich auch die Atomsprengköpfe.
In der Stellung Hasselbach waren bis 1983 atomare Flugabwehrraketen vom Typ Nike stationiert. An Atomsprengköpfen waren zwei Versionen verfügbar. Die kleinere mit der Bezeichnung B-XS hatte eine Sprengkraft von 2 KT (Kilotonnen). Die größere B-XL besaß ursprünglich 40 KT Sprengkraft. Letztere wurden in den 1970er Jahren gegen Sprengköpfe zu 20 KT ausgetauscht. Maximal waren je Stellung zehn Nuklearsprengköpfe vorhanden, acht mit der Stärke XS mit 2 KT und zwei XL mit 40/20 KT Sprengkraft. Das Nike-Waffensystem diente zur konventionellen Bekämpfung östlicher Bomberflotten in großer Höhe. Zusätzlich hätte es im Ernstfall Bodentruppen des Warschauer Paktes mit Nuklearsprengköpfen – auf westdeutschem Territorium – angegriffen.
Mitte der 1980er Jahre wurde die Raketenstellung Hasselbach mit über 180 Millionen DM ausgebaut, um die im Rahmen des NATO-Doppelbeschlusses beschlossene Stationierung von insgesamt 96 Marschflugkörpern sicherzustellen. Seit dieser Zeit wurde der Standort unter der Bezeichnung „Pydna“ geführt. Hiergegen formierte sich ein bundesweiter Widerstand. Höhepunkt war am 10. Oktober 1986 die größte politische Demonstration in der Geschichte von Rheinland-Pfalz mit ca. 180.000 Teilnehmern in Hasselbach. (LL)
Bearbeitungsstand: November 2023
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Quellen: Jürgen Dreifke, Michael Juhls, Rolf Meyer