Radiologische Dispersionswaffen
Bei einer Radiologischen Dispersionswaffe, einer so genannten „schmutzigen Bombe“, besteht die Hauptwirkung in der flächigen Verseuchung durch radioaktiven Fallout. Dies wird durch eine Kernexplosion auf dem Erdboden erreicht. Insbesondere wurde die Kobaltbombe als schmutzige Bombe bezeichnet, deren Hülle aus Kobalt die Umgebung für Jahre verstrahlt.
Die wohl einfachste und billigste Möglichkeit, zu einer „schmutzigen Bombe“ zu kommen, bestünde darin, sich Nuklearmaterial wie waffenfähiges Plutonium oder aufgebrauchten Kernbrennstoff aus zivilen Atomkraftwerken, zu beschaffen und es mit Hilfe eines konventionellen Sprengsatzes über ein dicht besiedeltes Gebiet zu verteilen. Solche radiologischen Dispersionswaffen sind viel leichter herzustellen als eine Atom- oder Wasserstoffbombe. Sie würden weniger Zerstörungen und weniger unmittelbare Todesopfer verursachen als eine richtige Atomwaffe. Doch auch sie hätten langfristige Gesundheits- und Umweltschäden zur Folge und würden zu einem unkalkulierbaren sozialen und ökonomischen Chaos führen.
Mit Ausnahme des umstrittenen Einsatzes uranhaltiger Munition durch die USA während des Golfkrieges von 1991 und während des Kriegs gegen Jugoslawien von 1999 sind radiologische Waffen aus praktischen wie ethischen Gründen bei Konflikten weder stationiert noch eingesetzt worden. Noch nie wurden sie mit dem ausdrücklichen Ziel eingesetzt, durch die Verstrahlung von Mensch und Umwelt Leid zu verursachen. In der Hand von Terroristen bestünde der Zweck ihres Einsatzes nicht in militärischen Vorteilen, sondern in den Schäden und der Panik, welche die Freisetzung von radioaktivem Material in einem dicht besiedelten Gebiet zur Folge hätte. Bereits eine kleine radiologische Waffe könnte ein großes städtisches Gebiet verseuchen, die Krebsgefahr für die betroffene Bevölkerung vergrößern und sie hätte eine psychologisch unkalkulierbare Wirkung.
Die tatsächliche Wirkung von radiologischen Waffen hinge im Ernstfall von mehreren Faktoren ab:
- Der Art und Menge der freigesetzten Isotope;
- den Umweltfaktoren wie Jahreszeit, Inversionswetterlagen, Luftfeuchtigkeit und der vorherrschenden Windrichtung
- sowie von der Größe und Bevölkerungsdichte des betroffenen Gebiets.(Quelle: IPPNW)
Bearbeitungsstand: August 2005