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Größter anzunehmender Unfall (GAU)

engl.: maximum credible accident (MCA)

Die Abkürzung GAU steht für "Größter anzunehmender Unfall" beim Betrieb eines Atomkraftwerkes. Der erste offiziell dokumentierte GAU ereignete sich im Jahr 1979 im Kernkraftwerk Three Mile Island im amerikanischen im Bundesstaat Pennsylvania. Nachdem die Kühlung für die Brennstäbe ausgefallen war, begann die sogenannte „Kernschmelze“. Dabei können sich die Brennstäbe des Reaktors so stark erhitzen, dass eine Explosion der gesamten Anlage eintreten kann. Diese kritische Situation wurde im Atomkraftwerk nicht erreicht.

Anders verlief die Entwicklung im April 1986 in Tschernobyl. Auch hier kam es zunächst wie in "Three Mile Island" zu einer Kernschmelze. Wegen der enormen Hitze geriet die Situation außer Kontrolle. Innerhalb des Reaktorblocks 4 gerieten ca. 1500 Tonnen Grafit in Brand. Die darauf folgende Explosion schleuderte große Mengen stark verstrahltes Material mehrere tausend Meter hoch in die Atmosphäre. Dort wurde die radioaktive Wolke durch den Wind über weite Teile Mittel- und Westeuropas verteilt. Obwohl die Zahl der betroffenen Menschen bis heute nicht genau bestimmt ist, kann davon ausgegangen werden, dass über 600.000 Personen einer starken Strahlenbelastung ausgesetzt waren. Allein unter den eingesetzten Bergungsmannschaften gab es über 7000 Tote. Als Folge der starken Verstrahlung mussten ca. 400.000 Menschen aus dem betroffenen Gebiet ausgesiedelt werden.

Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl war nicht mehr beherrschbar. In einem solchen Fall spricht man von einem Super-GAU. Ursachen dafür waren unter anderem individuellen Fehler der Bedienmannschaften wie auch das Fehlen einer Schutzhülle um das Reaktorgebäude, wodurch das Austreten von Radioaktivität hätte zumindest stark eingeschränkt werden können. (LL)

Bearbeitungsstand: April 2010

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