Atomwaffen A-Z

Groß Dölln

ehem. Atomwaffenstandort, Deutschland

Während der Zeit des Kalten Krieges betrieben die sowjetischen Luftstreitkräfte auf dem Gebiet der damaligen DDR insgesamt sieben aktive Kernwaffenlager im Bereich der Flugplätze Altenburg, Brand, Finsterwalde, Groß Dölln, Großenhain, Lärz und Werneuchen.

Auf dem sowjetischen Militärflugplatz Groß Dölln war das 20. Garde-Jagdbombenflieger-Regiment stationiert. Dieser Verband war mit atomwaffenfähigen Jagdbombern vom Typ Su-17M ausgerüstet. Diese Maschinen stellten neben den MiG-27 in den 1970er und 1980er Jahren das Rückgrat der sowjetischen Frontluftstreitkräfte. Vorübergehend sollen im Bereich des Flugplatzes auch SS-20-Raketen stationiert gewesen sein.
Zusätzlich nahm der Flugplatz die Funktion eines „Umschlag- und Zwischenlagerplatzes“ ein. Dies wird auch an den baulichen Gestaltungen des Umfeldes der beiden Lagerbunker für Kernwaffen sichtbar. Während die Bunker als normales Doppelbauwerk errichtet wurden, verfügt der Verladebereich über einige Besonderheiten. Hier sind mehrere Rampen von beiden Seiten her anzufahren. Daraus kann geschlussfolgert werden, dass es sich um eine Art „Logistikzentrum“ gehandelt hat. Das deckt sich auch mit Aussagen wonach bei der Rückführung der sowjetischen Truppen vorrangig über diesen Flugplatz die sensibleren Elemente der Bewaffnung (Kernwaffen) ausgeflogen wurden.

Das Kernwaffenlager (KWL) Groß Dölln (53°01'14“N, 13°31'07“O) unmittelbar südlich des gleichnamigen Militärflugplatzes lag ca. 55 km nördlich von Berlin in Brandenburg. Hier waren für die SU-17 (Fitter C) Kernwaffen der Typen RN-28 (1 KT), RN-29 (KT-Wert nicht bekannt) und RN-35 (KT-Wert nicht bekannt) eingelagerte. Über Anzahl und Dauer der stationierten Kernwaffen sind keine Angaben verfügbar. (LL)

Bearbeitungsstand: November 2012

Weitere Informationen über Atomwaffenstandorte in Deutschland

Quellen:

Paul Bergner: Atombunker, Kalter Krieg, Programm Delphin, Zella-Mehlis 2007

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