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Greenham Common

Im Zweiten Weltkrieg 1942 wurde der Militärstützpunkt Greenham Common östlich der Gemeinde Greenham in Berkshire, etwa 90 km westlich von London, England, für die britische Royal Air Force eröffnet. Bereits ein Jahr nach der Eröffnung wurde die Basis formell an die 9th Air Force der United States Army Air Forces (USAAF) übergeben und diente dieser während dem Zweiten Weltkrieg als Transportfliegerstandort.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges teilten sich die britische und die US-amerikanische Armee den Militärstützpunkt. Auf die vollständige Übergabe an die britische Armee folgte 1946 die offizielle Schließung der Basis durch die britische Regierung.

Als Folge der angespannten Lage während des Kalten Krieges wurde der Stützpunkt am 23. April 1951 dem Strategic Air Command (SAC) der United States Air Force (USAF) übergeben und wieder in Betrieb genommen. Verschiedene Einheiten der US-Armee waren im Durchschnitt drei Monate dort stationiert. SAC verließ den Stützpunkt am 30. Juni 1964.

1967 forderte der französische Präsident Charles de Gaulles, sämtliche US-amerikanischen Militärstützpunkte in Frankreich zu schließen, was dazu führte, dass der Stützpunkt 1968 wiederholt unter US-amerikanische Kontrolle fiel. In den darauffolgenden Jahren wurde die Basis lediglich geringfügig genutzt und sorgte erst 1980 im Rahmen des NATO-Doppelbeschlusses erneut für Aufsehen.

Beeinflusst durch den Einsatz von Mittelstreckenraketen durch die Sowjetunion, fasste die NATO den Beschluss 464, Marschflugkörper (Cruise Missiles) in Westeuropa zu stationieren. 96 dieser Cruise Missiles des Typs BGM-109 Tomahawk lagerten daraus folgend ab 1983 im Greenham Common Militärstützpunkt.

Bereits die Bekanntgabe dieses Vorhabens 1980 führte zu zahlreichen Demonstrationen der britischen Friedensbewegung. Die Proteste hielten selbst nach dem Abzug der Cruise Missiles noch lange an. Am 5. September 1981 erreichte eine Gruppe von Frauen nach einem Marsch von Cardiff, Wales, Greenham Common. Als erstes überreichten sie dem Kommodore einen Brief, in dem sie schrieben: „Wir haben Angst um die Zukunft aller unserer Kinder und die Zukunft der lebenden Welt, die die Basis des Lebens ist.“ Als ihre Bitte um eine Debatte abgelehnt wurde, setzten sie sich nieder und errichteten ein Camp. Das Friedenscamp bestand von 1981 bis 2000 – 19 Jahre lang – an mehreren Toren des Stützpunktes.

Die Zustände im Camp waren sehr primitiv,  dennoch kamen viele Frauen von überall, auch aus dem Ausland, um Zeit dort zu verbringen. Sie organisierten regelmäßig Aktionen zivilen Ungehorsams, blockierten die Tore oder drangen sogar in den Stützpunkt ein. Diese Aktionen führten vermehrt zu Verhaftungen und, da sich viele Frauen weigerten die Bußgelder zu zahlen, auch zu Gefängnisaufenthalten.

Am bekanntesten wurde die 22 Kilometer lange Menschenkette am 1. April 1983, während der ca. 70.000 Aktivist*innen den Atomwaffen-Stützpunkt, das Aldermaston-Nuklearforschungszentrum und die Atomwaffenfabrik in Burghfield verbanden.

Der Protest konnte es nicht schaffen, die Stationierung der Cruise Missiles zu verhindern, sie begann am 14. November 1983. Er war jedoch maßgeblich – zusammen mit den Protesten in anderen westeuropäischen Ländern, darunter auch Deutschland – für die Bereitschaft Michail Gorbatschows, mit Ronald Reagan über die nukleare Abrüstung zu reden. Aus diesen Verhandlungen ging letztendlich der INF-Vertrag hervor.

Der Abzug der Cruise Missiles von Greenham Common begann 1989 in Folge der im INF-Vertrag geschlossenen Abmachungen. Bis März 1991 waren alle 96 Cruise Missiles abgezogen und der Flugbetrieb wurde eingestellt. Die USAF übergab die Basis 1992 erneut an die britische Royal Air Force, die wiederum 1993 bekanntgab, keine weitere Verwendung für diese zu haben und die offizielle Schließung des Stützpunkts ankündigte. Das letzte Friedens-Camp fand 2000 auf dem Flugplatz statt.

Nach der endgültigen Schließung des Stützpunktes wurde vor Ort ein Gedenkplatz errichtet, der an den jahrelangen Protest der Frauen erinnert. kk/xh

Bearbeitungsstand: November 2023

► Mehr Informationen über die Geschichte der Anti-Atomwaffen-Bewegung

Quellen:

Greenham Common Control Tower: Our Heritage
Greenham Common Base History 1941-1992: The History of RAF Greenham Common
Greenham Common Women's Peace Camp: 1981-2000

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