Pluto
Pluto bezeichnet ein US-amerikanisches Entwicklungsprogramm für einen nuklear angetriebenen Marschflugkörper zum Einsatz von Atomwaffen. Der Entwicklungszeitraum dauerte von 1957 bis 1964. Ziel des Projektes war es, einen nuklearbetriebenen Bomber zu entwickeln, der über Monate in der Luft bleiben und jedes beliebige Ziel auf der Welt angreifen konnte. Dazu sollte ein Marschflugkörper entwickelt werden, dessen Kernreaktor über einen längeren Zeitraum große Energiemengen produzieren könnte, um mit einer Geschwindigkeit von bis zu 3 Mach eine Strecke von über 20.000 km im Tiefflug zurücklegen zu können. Eine Abwehr wäre praktisch unmöglich gewesen, da gegnerische Radarsysteme unterflogen werden sollten.
Das dafür entwickelte Konzept eines nuklearen Staustrahltriebwerks hatte den Vorteil, dass keine beweglichen, das heißt keine Verschleißteile benötigt wurden. Folglich könnte der Atomreaktor über einen langen Zeitraum hohe Energiemengen liefern, wodurch die Reichweite des Marschflugkörpers quasi unbegrenzt würde. Auf der anderen Seite war eine möglichst hohe Fluggeschwindigkeit zwingend erforderlich, da der Reaktor nur durch den Luftstrom ausreichend gekühlt werden konnte.
Pluto sollte mit maximal 16 Wasserstoffbomben von je 1 MT Sprengkraft bestückt werden.
Die Entwicklung begann 1957 in Kalifornien. Zeitweise arbeiteten bis zu 200 Ingenieure an dem Projekt. Wegen der fehlenden Abschirmung des Reaktors musste für die praktische Erprobung ein spezielles Testgelände in der Wüste von Nevada eingerichtet werden. Weiterhin waren Testflüge über dem Pazifik vorgesehen. Als besonders aufwändig erwies sich die Konstruktion geeigneter Triebwerke, da diese Temperaturen bis 1.600 Grad Celsius und enormen Druckbelastungen standhalten mussten.
Es dauerte bis Mai 1961 bevor das weltweit erste nukleare Staustrahltriebwerk »Tory-IIA«, erfolgreich getestet werden konnte. Drei Jahre später brannte das weiterentwickelte »Tory-IIC« für 292 Sekunden mit der vollen Leistung von ca. 513 Megawatt. Trotz der erfolgreichen Tests wurde das "Projekt Pluto" im Juli 1964, sechseinhalb Jahre nach dem Beginn, abgebrochen. Da Pluto nicht abfangbar gewesen wäre, befürchteten die USA, dass die Sowjetunion ebenfalls eine entsprechende Technik entwickeln würde. Die USA setzten zukünftig ausschließlich auf ihre bereits verfügbaren Interkontinentalraketen. Diese konnten jedes beliebige Ziel schneller erreichen, als das Pluto jemals möglich gewesen wäre. (Quelle: in Englisch www.merkle.com)
Bearbeitungsstand: November 2007
Siehe auch: Interkontinentalrakete
Siehe auch: Marschflugkörper
Siehe auch: MT
Siehe auch: Atomwaffe
Siehe auch: Wasserstoffbombe