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Potsdamer Erklärung

engl.: Potsdam Declaration

Am 26. Juli 1945 im Rahmen der Potsdamer Konferenz verkünden US-Präsident Truman und der (bereits abgewählte) britische Premierminister Churchill eine Erklärung, in der sie Japan auffordern, sofort und bedingungslos zu kapitulieren. Der chinesische Präsident Tschiang Kai-schek schließt sich per Telegram mit seiner Unterschrift an. Die Potsdamer Deklaration legt die Bedingungen für die Kapitulation Japans fest. Ursprünglich wird der Fortbestand des japanischen Kaiserhauses garantiert aber Truman läßt diese Passage streichen.

In der Erklärung werden die Japaner auf das Schicksal Deutschlands hingewiesen. Sie kündigt die Besetzung Japans an, verlangt Reparationen, die Abtretung aller überseeischen Besitzungen sowie Prozesse gegen die Kriegsverbrecher. Zum Schluss wird massiv gedroht: „Die Alternative für Japan ist die sofortige und völlige Zerstörung."

Dies ist die Drohung, die neuentwickelte Atombombe einzusetzen. Der Befehl dafür ist schon am Tag davor vom US-Präsident Harry S. Truman unterzeichnet worden. Bereits am Tag der Übermittlung der Potsdamer Erklärung trifft das US-Kriegsschiff US-Indianapolis mit der Atombombe „Little Boy" auf der pazifischen Insel Tinian ein. Auch die ersten Komponenten für „Fat Man", die dritte Atombombe der Welt nach dem Trinity-Atomtest in den USA, befindet sich auf dem Luftweg dorthin. Die Ziele in Japan sind längst ausgewählt: Hiroshima, Kokura, Niigata und Nagasaki. Schließlich wird später nach Wetterlage entschieden, welche diese Städte am 6. und 9. August bombardiert wird.
Drei weitere Atombomben sollten bis September fertig gestellt, um ggf. die atomare Bombardierung fortzuführen. Bis Dezember ist geplant, die Monatsproduktion auf sieben Stück zu steigern.

Die Potsdamer Erklärung wird am 27. Juli in Japan kontrovers diskutiert. Außenminister Shigenori Togo will eine Besetzung Japans ebenso wenig wie die Abtretung aller überseeischen besetzten Gebieten wie Formosa (das heutige Taiwan), Korea oder die Mandatsgebiete des Völkerbundes. Er plädiert dafür abzuwarten, bis die Sondierungen des Botschafters Sato in Moskau für eine sowjetische Friedensvermittlung zu einem Ergebnis führt. Er weiß nicht, dass Stalin durch Truman seit dem am 24. Juli 1945 über die Existenz einer "außergewöhnlich kraftvollen Waffe" informiert ist. Stalin ist bereits durch eigene Geheiminformationen über die Atombombe in Kenntnis gesetzt. Er äußert die Hoffnung, die USA würden eine „gute Verwendung" für die Waffe gegen die Japaner finden. In Japan teilt Premierminister Admiral Kantaro Suzuki Togos Meinung, noch abzuwarten. Doch die japanischen Militärs fordern die sofortige Ablehnung des Ultimatums. Alles andere, argumentieren sie, werde die Moral der Truppen untergraben.

Zunächst ist nicht klar, wer hier die Oberhand gewinnt. Suzuki verkündet auf einer Pressekonferenz, dass die Regierung nichts von bedeutsamem Wert an der gemeinsamen Erklärung finde. Der Premier benutzt das Verb mokusatsu als Reaktion auf das Ultimatum. Das Wort wird zunächst von einem Dolmetscher als „zurückweisen" bzw. „ignorieren“ übersetzt. Allerdings ist die getreue Übersetzung eher „totschweigen" oder „mit stiller Verachtung strafen".

Historiker*innen streiten noch immer darüber, was er tatsächlich meinte. In seinem Artikel im Harpers Magazin im Februar 1947 erklärte der US-amerikanische Kriegsminister Stimson, dass angesichts dieser Zurückweisung keine andere Wahl geblieben sei, als die in dem Ultimatum enthaltene Drohung wahr zu machen. „Für diesen Zweck war die Atombombe eine höchst geeignete Waffe", sagte er.

Truman und Stimson hatten darauf gesetzt, dass die atomare Bombardierung Hiroshimas den Krieg beenden würde, waren aber bereit, weitere Atombomben einzusetzen, bis Japan kapitulierte. Dennoch wird von manchen Historiker*innen argumentiert, dass der Kriegseintritt der Sowjetunion gegen Japan am 8. August 1945 der eigentliche Grund für den Kaiser war, zu kapitulieren. Es ist doch sehr unwahrscheinlich, nachdem bereits vor der Hiroshima-Bombardierung 66 Städte – einschließlich Tokio – mit konventionellen Bomben zerstört wurden, dass sie allein wegen der Zerstörung Hiroshimas kapitulieren würden. 

Eine bedingungslose Kapitulation war jedoch nach wie vor für die Japaner nicht akzeptabel. Schließlich sicherten die USA zu, den Fortbestand der japanischen Dynastie doch zu garantieren. Kritiker*innen der Entscheidung, Atombomben gegen Japan einzusetzen, meinen, dieses Ergebnis hätte man schon vor dem 6. August erreichen können, da Japan in seinen Gesprächen mit der Sowjetunion bereits signalisierte zu kapitulieren. xh

(Quellen: US-Energieministerium, Potsdamer Konferenz, Henry Stimson, Die Zeit, Rico Grimm)

Wortlaut des Ultimatums in englischer Sprache: www.ibiblio.org)

Bearbeitungsstand: Juli 2020

»Mehr zum Befehl, die Atombombe einzusetzen

Bild oben: US-Präsident Harry S. Truman und britischer Premierminister Winston Churchill bei der Potsdamer Konferenz, 1945. Bild: gemeinfrei

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