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Proliferation

Die Proliferation d.h. die Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen wird heute als eines der Hauptprobleme internationaler Sicherheit angesehen. Es lassen sich für diesen Vorgang verschiedene Gründe finden. Zum einen ist dies die Diffusion von fortgeschrittenen Technologien, Waffenhandel, Wissen und Material. Zum anderen finden Staaten und substaatliche Akteure den Erwerb von MVW und dafür notwendigen Herstellungsverfahren und Substanzen attraktiv, da sie sich in Bezug auf ihre Nachbarstaaten bedroht fühlen, das Eingreifen fremder Mächte verhindern wollen oder das Vorhandensein ähnlicher Potenziale abschrecken wollen.

Unterschieden wird die vertikale von der horizontalen Proliferation. Unter vertikaler Proliferation versteht man die Weiterentwicklung und Verbesserung vorhandener Kapazitäten durch militärische Forschung und Entwicklung. Unter horizontaler Proliferation kann man all die Prozesse zusammenfassen, bei denen sich Staaten oder nichtstaatliche Akteure Waffenarsenale zulegen, ohne sie vorher besessen zu haben. Horizontale Proliferation hat somit einen stark geografischen, industriepolitischen Nachahmungseffekt, während vertikale Proliferation sich stark auf die militär-technologische Verbesserung stützt. Vertikale und horizontale Proliferation interagieren somit. Das Ende des Ost-West-Konfliktes mit seinen immer noch enormen Beständen im Bereich nuklearer und chemischer Waffen bietet einen zusätzlichen Anreiz zur Weiterverbreitung vorhandener Kapazitäten, sei es durch die Migration von Waffenexperten (»brain drain«), die Weitergabe von Wissen zur Herstellung von Massenvernichtungswaffen, den Schmuggel von waffenfähigen Substanzen und den Verkauf von Waffensystemen (z.B. Trägerraketen).

Zur Eindämmung bzw. Verhinderung von Proliferation sind mehrere Strategien denkbar. Die Rüstungsexportkontrolle hat die Aufgabe, Barrieren zu errichten, um die Weitergabe von waffenfähigem Material zu verhindern. Sicherheitsmaßnahmen sollen dem Diebstahl oder der Weitergabe von vorhandenen Potenzialen vorbeugen. Abrüstung soll existierende Kapazitäten irreversibel und umweltgerecht reduzieren. Finanzielle und technische Abrüstungshilfe soll helfen, überflüssiges Material zu zerstören und zu vernichten. Diplomatische Maßnahmen bis hin zu Sanktionen sollen Staaten überzeugen, ihre Waffenprogramme aufzugeben oder vertrauensbildende Rüstungskontrollmaßnahmen zu etablieren. Globale und regionale Rüstungskontrollregime bilden den Rahmen, um gefährliche Anhäufungen von Massenvernichtungswaffen bzw. deren Einsatz zu verhindern. (Quelle: http://www.armscontrol.de)

Bearbeitungsstand: Juli 2007

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