Sachsenheim
ehem. Atomwaffenstandort, Deutschland
Im Rahmen der großräumigen Luftverteidigung Europas während der Zeit des Kalten Krieges waren auch die US-Streitkräfte an dem quer durch Deutschland verlaufenden Nike-Herkules Flugabwehrgürtel mit insgesamt sechs in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz, stationierten Bataillonen beteiligt. Das 3th Missile Battailon, 71thUS Artillery Group verfügte über atomare Feuerstellungen in den Standorten Kornwestheim, Sachsenheim, Kleingartach und Wurmberg.
Die Nike-Feuerstellung (Launching Area) Sachsenheim (genaue Lage nicht bekannt) lag westlich der Stadt Ludwigsburg in Baden-Württemberg. Die dort stationierte B-Battery, 3th Missile Battailon, 71th US Artillery Group, bestand aus drei getrennten Bereichen: der Unterkunft, dem Feuerleitbereich in günstiger topografischer Lage mit bis zu 5 Radargeräten für Überwachung, Zielerfassung, Zielverfolgung und Flugkörperverfolgung und dem Abschussbereich mit jeweils 3 Abschussflächen und dazugehörigen Bunkern. In diesem Bereich befanden sich auch die Atomsprengköpfe.
In der Stellung Sachsenheim waren bis 1983 atomare Flugabwehrraketen vom Typ Nike stationiert. An Atomsprengköpfen waren zwei Versionen verfügbar. Die kleinere mit der Bezeichnung B-XS hatte eine Sprengkraft von 2 Kilotonnen. Die größere B-XL besaß ursprünglich 40 KT Sprengkraft. Letztere wurden in den 1970er Jahren gegen Sprengköpfe zu 20 KT ausgetauscht. Maximal waren je Stellung zehn Nuklear-Sprengköpfe vorhanden, acht mit der Stärke XS mit 2 Kilotonnen und zwei XL mit 40/20 Kilotonnen Sprengkraft. Das Waffensystem diente zur konventionellen Bekämpfung östlicher Bomberflotten in großer Höhe. Zusätzlich hätte es im Ernstfall Bodentruppen des Warschauer Paktes mit Nuklearsprengköpfen – auf westdeutschem Territorium – angegriffen. (LL)
(Quellen: Jürgen Dreifke, Michael Juhls, Rolf Meyer)
Bearbeitungsstand: November 2023
Weitere Informationen über Atomwaffenstandorte in Deutschland
siehe auch: Nike Herkules
siehe auch: KT (Kilotonne)