Atomwaffen A-Z

Südafrika

engl.: South-Africa

Südafrika baute in den 1970er Jahren sechs relativ einfache Atombomben. Das Atomwaffenprogramm wurde 16 Jahre lang geheim gehalten und erst mit Ende des Kalten Krieges und der Beendigung der Apartheid zerstört.

Südafrikanische Wissenschaftler erhielten ihr Wissen zur Nuklearphysik in den 1950er Jahren in den Vereinigten Staaten im Rahmen des „Atoms for Peace“-Programms.

In Südafrika wurde unter dem Vorwand, Nuklearsprengsätze für den Bergbau (also „friedliche Zwecke“) herzustellen, seit den 1970er Jahren an Atombomben gearbeitet. Das Land verweigerte der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) Inspektionen seiner Nuklearanlagen und geriet deshalb international stark unter Druck.

Kurz nach seiner Wahl im September 1989 teilte der neue Präsident F.W. de Klerk der South African Atomic Energy Corporation (AEC) mit, er werde das Atomwaffenprogramm beenden. Am 10. Juli 1991 trat Südafrika dem Nichtverbreitungsvertrag (NVV) bei und schloss wenig später ein Sicherungsabkommen mit der IAEO ab. Daher war die Weltöffentlichkeit geschockt, als Präsident de Klerk im März 1993 offiziell bekannt gab, Südafrika habe sechs Atomwaffen hergestellt, diese und auch die Produktionsanlagen inzwischen aber zerstört.

Südafrika hat als einziges Land der Welt vorgemacht, wie aus nuklearen Schwertern friedliche Pflugscharen werden. Die Atomwaffen waren ursprünglich »als Abschreckung gegen die kommunistische Gefahr« produziert worden, wie das damalige Apartheid-Regime behauptete. Doch dann war das Feindbild abhanden gekommen: Weltweit kollabierte der Kommunismus. Nelson Mandela wurde 1990 freigelassen, das Ende der Apartheid war abzusehen. Südafrika entschied sich, abzurüsten und lud 20 Inspektoren der Atomenergiebehörde ein, den Prozess zu überprüfen. Die Regierung ermöglichte ihnen die Kontrolle. Im Jahr 1994 überreichte Außenminister Pik Botha dem damaligen Leiter der IAEO, Hans Blix, eine symbolische Pflugschar, die aus dem verschrotteten Metall der Atomwaffen hergestellt worden war.

»Ich wurde zwölf Jahre lang massiv von den Amerikanern bedrängt«, sagt der Pik Botha. »Jedes Jahr haben sie sich mit uns getroffen und forderten von uns, den Vertrag zur Nichtweiterverbreitung von Nuklearwaffen endlich zu unterzeichnen. Wahrscheinlich wussten sie, dass wir die Atombombe hatten«. Ganz freiwillig, wie es gerne dargestellt wird, rüstete Südafrika also nicht ab. Bis heute glauben viele Beobachter, dass der damalige Präsident de Klerk nicht wollte, dass die Atombomben in die Hände des ANC fallen. Allerdings sagt de Klerk selbst, dass er die Entscheidung als sinnvoll erachtete, weil er die strategische rational für Atomwaffen nie teilte. Atomwaffen hätten in regionalen Konflikten keinen militärischen Wert für Südafrika gehabt. 1989 war historisch gesehen eine günstige Gelegenheit, Apartheid zu beenden, so de Klerk. Er wollte diesen Schritt „nicht mit Atomwaffen in Gepäck“ nehmen. rh, xh

Quellen:

Masiza Z: A Chronology of South Africa’s Nuclear Program, Non-Proliferation Review, Fall 1993

de Klerk, FW: The importance of rejecting the Gollum’s ring of nuclear power, 18.10.2013, in Taipale I: Nuclear Exits: Countries foregoing the nuclear option 

Bearbeitungsstand: Juli 2021

Weitere Informationen über das südafrikanische Atomwaffenprogramm

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