Atomwaffen A-Z

Siegelsbach

ehem. Atomwaffenstandort Deutschland

Das ehemalige atomare „Versorgungslager Munition“ (VLM) Siegelsbach (49°16’02“N, 09°03’22“O) lag ca. 18 km nordwestlich der Stadt Heilbronn in Baden-Württemberg. Während der Zeit des Kalten Krieges gehörte es zu den zehn Hauptlagern für Nuklearwaffen in der Bundesrepublik Deutschland. Es wurde ausschließlich von der US Army betrieben. Zu unterschiedlichen Zeiten waren im Sonderwaffenlager Siegelsbach für folgende Waffensysteme atomare Sprengköpfe eingelagert:

 

  • Kurzstreckenrakete Honest John: Nukleargefechtskopf, Sprengkraft: 1 bis 40 KT
  • Panzerhaubitze M 109: Nukleargefechtskopf W48 und W33 mit 0,1-12 KT

Laut einem Pressebericht waren hier auch Sprengköpfe für die US-Pershingeinheit 1st Bn 41st FA aus Schwäbisch Gmünd gelagert. Dabei handelte es sich um nukleare Gefechtsköpfe vom Typ W-80  und W-85 für das Raketensystem Pershing II. Der W-85 Gefechtskopf verfügte über eine variable Sprengkraft von 0,3 bis 80 KT. Die genauen Stückzahlen der eingelagerten Nukleargefechtsköpfe sind nicht bekannt. (LL)

Die Transporte von Atomwaffen zwischen den einzelnen Sonderwaffenlagern sind ausschließlich von der US Army durchgeführt worden. Fast immer wurde der Transport mit Hubschraubern gewählt, die sogenannte "Air Mission". Dabei landeten große Transporthubschrauber vom Typ Chinook innerhalb der Depots direkt vor den Bunkern, um die Munition auf kürzesten Wegen umzuschlagen.
Nach dem Fall der Mauer und der beginnenden Abrüstung ist Anfang der 1990er Jahre die Ausstattung der NATO-Heeresverbände mit taktischen nuklearen Gefechtsköpfen aufgegeben worden. Damit entfielen auch Sinn und Zweck des Sonderwaffenlagers Siegelsbach und der spezialisierten Verbände. Im Februar 1992 wurde mit der letzten "Air Mission" der Abtransport der Atomwaffen beendet. Die US-Truppen wurden im Juni des Jahres außer Dienst gestellt. (Quelle: Manfred Tegge)

Heute befindet sich auf dem Gelände eine der größten Solaranlagen in Süddeutschland. In dem ehemaligen Sonderwaffenlager der NATO wird im großen Stil Strom mit Fotovoltaik erzeugt.

Bearbeitungsstand: April 2012

Weitere Informationen über Atomwaffenstandorte in Deutschland

siehe auch: Honest-John-Rakete
siehe auch: KT-Wert

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