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Spokane Reservat

Uranbergbau, USA

Das Reservat der Spokane wurde über Jahrzehnte durch Uranbergbau verseucht und die Bewohner erhöhten Mengen von Radioaktivität ausgesetzt. Wie in anderen Reservaten der USA mit Uranminen wurden keine Studien durchgeführt, die die gesundheitlichen Folgen für die Lokalbevölkerung untersuchen.

Hintergrund

Im Jahr 1881 wurde für die Angehörigen der amerikanischen Ureinwohner, die sich selbst Spokane („Kinder der Sonne“) nennen, ein etwa 640 km² großes Reservat eingerichtet. Im Jahr 1954 entdeckten zwei Stammesangehörige auf diesem Land Uranvorkommen. Es war damals die Zeit des großen „Uran-Fiebers“, als die US-Atomenergiekommission lukrative Verträge für Uranminen zur Unterstützung der noch jungen Atomindustrie abschloss. Das Atomwaffenprogramm der USA hatte einen großen Bedarf an spaltbarem Material und im ganzen Land suchte man nach ausbeutbaren Uranvorkommen. Im Jahr 1955 eröffneten die beiden Brüder Le Bret gemeinsam mit der Newmont Mining Corporation in Spokane die Uranmine „Midnite“. Das Unternehmen bot anfangs Arbeitsplätze und Wohlstand, produzierte aber auch insgesamt 33 Millionen Tonnen radioaktiver Abfälle, die sich über die Jahrzehnte im Reservat anhäuften. Im Jahr 1978 wurde im Spokane Reservat mit der „Sherwood“-Mine ein zweites Bergwerk eröffnet. Bis zur Schließung im Jahre 1984 entstanden etwa 2,9 Millionen Tonnen radioaktiver Abraum und mehr als 267.000 m³ Strahlenmüll.

Folgen für Umwelt und Gesundheit

Ähnlich wie bei anderen Uranminen auf Territorien indigener Völker in den USA und Kanada hatte der Tagebau im Spokane Reservat einschneidende Auswirkungen auf das Leben und die Gesundheit der Lokalbevölkerung. Nach Auskunft der indigenen „Sovereignty, Health, Air, Water and Land Society“ (SHAWL), wurde Minenschutt in unbedeckten Lastwagen durch das Reservat zur Uranmühle transportiert und führte so zu insgesamt 40 radioaktiven „Hotspots“ entlang der Strecke.

Die Verseuchung von Grundwasser und Böden mit radioaktiven Isotopen wie Radium-226, Radon-222, Blei-210 und Uran haben bis heute schwere gesundheitliche Folgen für die Menschen im Spokane Reservat. Verunreinigtes Wasser fließt in den Blue Creek und den Spokane-Fluss und schließlich in den Roosevelt-See. Sediment-, Pflanzen- und Wasserproben zeigten allesamt erhöhte Strahlendosen. Die Lebensweise der Spokane mit ihrer Subsistenzwirtschaft und ihren kulturellen Praktiken wie Jagen, Fischen und dem Verzehr von Wurzeln, Beeren und Heilpflanzen, führt dabei, ähnlich wie bei anderen indigenen Volksgruppen, zu einer zusätzlich erhöhten Strahlenexposition.

Arbeiter der Mine und Uranmühle hantierten meist ohne entsprechende Schutzausrüstung mit Uranerz und „Yellowcake“. Sie brachten Erzproben oder Staub mit ihrer Kleidung nach Hause, sodass auch ihre Familien den radioaktiven Staub einatmeten und mit radioaktivem Staub kontaminierte Lebensmittel und Trinkwasser zu sich nahmen. Anwohner und Minenarbeiter geben heute an, nicht über die Risiken der Radioaktivität aufgeklärt worden zu sein. Die Rate von Krebs, Autoimmunerkrankungen, Nierenversagen und Totgeburten ist laut Angaben örtlicher Ärzte und der Organisation SHAWL höher als der nationale Durchschnitt. Trotz dieser Angaben und der Hinweise auf Belastungen mit Strahlung und Schwermetallen wurden bislang keine Studien durchgeführt, die die zu erwartenden Strahlendosen berechnen oder den Gesundheitszustand der Reservatbewohner untersuchen.

Ausblick

Nach Schließung der Midnite-Uranmine dauerte es 30 Jahre, bis ein Sanierungsplan erarbeitet wurde. Die geschätzten Kosten belaufen sich derzeit auf 193 Millionen US-Dollar. In der Zwischenzeit dauert die radioaktive Exposition der lokalen Bevölkerung weiter an. Weiterhin sind keine epidemiologischen oder umweltmedizinischen Studien geplant. Der Schaden des Uranbergbaus für die Umwelt und die öffentliche Gesundheit wird möglicherweise nie abschließend erfassbar sein. Die Bewohner des Reservats sind ebenfalls Hibakusha, da auch ihre Gesundheit der Gier nach billigem Uran für Atomwaffen und Kraftwerke geopfert wurde.

 

Bearbeitungsstand: Mai 2014

Quelle:

IPPNW: Hibakusha Weltweit, Austsellung, 2014

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